Arbeitgeber sollen Beitrag zur Altersvorsorge leisten

Arbeitgeber sollten mehr dafür tun, dass die betriebliche Altersvorsorge ein Erfolg wird, und freiwillig einen finanziellen Beitrag leisten. Das fordert Norbert Heinen, Vorstandsmitglied der Gerling-Konzern Lebensversicherung. Denn wird die betriebliche Altersvorsorge ein Misserfolg, droht die staatlich verordnete private Pflicht-Altersvorsorge. Dann hätten die Arbeitgeber einen schweren Stand, ihre finanzielle Beteiligung mit der Hälfte der Beiträge zu verhindern. „Es ist für die Unternehmen sinnvoller, heute 20 Prozent der privaten Altersvorsorge zu zahlen, als in einigen Jahren 50 Prozent zahlen zu müssen.“

Die staatliche geförderte zusätzliche Altersvorsorge soll die Kürzung der gesetzlichen Renten kompensieren. Wenn die überwiegende Mehrzahl der Bürger sie nicht freiwillig nutzt, wird die Zusatzabsicherung obligatorisch, glaubt Heinen.

Jeder Beschäftigte hat seit dem 1. Januar ein Anrecht darauf, dass bis zu vier Prozent seines Bruttogehalts (höchstens 180 Euro im Monat) über den Arbeitgeber für die Altersvorsorge zurückgelegt werden. Zuzahlen müssen die Unternehmen aber nichts.

Sie sollten zumindest die gesparten Sozialabgaben an die Beschäftigten weitergeben, fordert Heinen. Beiträge zu Pensionsfonds oder – kassen sind für Arbeitgeber wie Mitarbeiter bis 2008 sozialabgabenfrei.

Außerdem sollten die Arbeitgeber seiner Meinung nach mehr für den Vertrieb tun. „Bei den Tarifparteien ist die Tendenz zu beobachten, Konditionen für die Vertriebskosten auszuhandeln, die am untersten Ende liegen“, sagte Heinen. Viele Versicherungsvertreter bekommen für Lebensversicherungen etwa 35 Promille der gesamten Beitragssumme als Provision. Wenn für die betriebliche Altersvorsorge zehn bis zwölf Promille vorgesehen sind, kann davon der Vertrieb gerade noch organisiert werden. „Oft wird nur die Hälfte dessen vereinbart. Davon können Sie nicht einmal Mailings bezahlen.“ Entsprechend enttäuschend seien dann die Abschlusszahlen, vor allem bei mittleren und kleinen Unternehmen.

Negatives Beispiel: In der Chemie-Industrie hatten die Tarifpartner schon 1998 einen Vertrag zur betrieblichen Altersvorsorge geschlossen, der für die Arbeitnehmer attraktiv war. Aber das Angebot ist kaum in Anspruch genommen worden. „Die Tarifpartner haben ihre Kraft überschätzt, selbst etwas in Bewegung zu setzen.“

Die Nachfrage nach Beratungslösungen für die betriebliche Altersvorsorge sei groß, berichtete Heinen. Marktführer seien Allianz, Gerling und Victoria/Ergo. „Hauptsächlich die kleinen und mittleren Unternehmen brauchen jemanden, der ihnen Schneisen in den Wald schlägt.“

Anja Krüger und Herbert Fromme

Quelle: Financial Times Deutschland

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