Von Herbert Fromme, Köln Mit einem Brief an die Mitglieder von Aufsichtsräten, Verwaltungsräten und Beiräten versuchen der Gerling-Konzern und seine beiden Aktionäre, die wichtigsten Kunden zu beruhigen. Das Schreiben wurde von Mehrheitsaktionär Rolf Gerling, der 65,5 Prozent hält, Rolf-E. Breuer für die Deutsche Bank (34,5 Prozent) und Konzernchef Heinrich Focke unterzeichnet. Die Manager leiteten den Brief an zahlreiche Großkunden und Makler weiter.
„Der Gerling-Konzern steht trotz der außergewöhnlichen Belastungen des vergangenen Jahres auf einer sicheren finanziellen Basis“, heißt es. Die Kernbereiche hätten 2001 positiv abgeschlossen, nur die Rückversicherung habe einen Verlust von 500 Mio. Euro zu tragen. Deshalb hätten die Aktionäre Kapitalerhöhungen von 700 Mio. Euro gezeichnet. An der ersten in Höhe von 408 Mio. Euro habe sich Rolf Gerling voll beteiligt. „Die weitere Kapitalerhöhung im März 2002 über 300 Mio. Euro konnte Herr Dr. Gerling aus privaten Mitteln nicht mittragen, ohne seine Konzernbeteiligung unvertretbar zu belasten.“
Auch langfristig könne Rolf Gerling den steigenden Kapitalbedarf der Gruppe nicht aufbringen. Die Deutsche Bank sei andererseits entschlossen, ihre Versicherungsbeteiligungen abzugeben. Dennoch habe sie die März-Kapitalerhöhung voll gezeichnet. Im Gegenzug habe sich Rolf Gerling bereit erklärt, die Mehrheit am Konzern für einen neuen strategischen Partner zu öffnen.
In einem Brief an die Mitarbeiter teilte die Konzernleitung mit, der Verkauf werde durch eine Projektgruppe unter Konzernchef Focke betrieben. Er berichtet einem Lenkungsausschuß, der von je zwei Vertretern der Aktionäre gebildet wird.
Die Rating-Agentur Standard & Poor’s hat ihren Ausblick für die Gerling-Gruppe von „stabil“ auf „unter Entwicklung“ geändert. Das Rating selbst blieb bei „A plus“. Ein möglicher Verkauf des Anteils von Rolf Gerling an der Gruppe komme unerwartet für S&P und schaffe ein hohes Maß an Unsicherheit, erklärte S&P-Direktorin Karin Clemens. Die Agentur glaubt, dass die beiden Aktionäre mehrere Monate brauchen werden, bevor sie einen Käufer finden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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