Von Herbert Fromme, Köln Der Versicherungskonzern Gerling wird in dieser Woche die Einzelheiten eines weitreichenden Umbauprojektes mit dem Namen „Aufbruch“ festlegen. Entsprechende Sitzungen der Konzernführung finden am Dienstag und Mittwoch statt. Nach Informationen der Financial Times Deutschland enthält die Planung, die Konzernchef Heinrich Focke nach Vorschlägen mehrerer Projektteams erarbeiten ließ, den Abbau von bis zu 1000 Stellen. Zurzeit beschäftigt Gerling rund 13 000 Mitarbeiter. Das Unternehmen wollte nicht Stellung nehmen.
Es werde keine Kündigungswelle geben, sagte ein Insider. Zu direkten Stellenstreichungen komme es am ehesten bei der Schließung kleiner Niederlassungen im Ausland. Daneben wolle der Konzern den Abbau weitgehend durch die Nichtbesetzung frei werdender Stellen – ein Einstellungsstop wurde schon im Februar verhängt – sowie die Änderung der Vertriebsstruktur erreichen. Im Firmen-und Privatkundengeschäft werde Gerling statt angestellter Außendienstmitarbeiter zunehmend freie Handelsvertreter einsetzen, wie das bei den meisten Konkurrenten üblich ist. Mehre Hundert bisher angestellte Außendienstler könnten in den neuen Status wechseln.
Focke hatte die Initiative zum „Aufbruch“-Programm nach seinem Dienstantritt Anfang Januar ergriffen. Als Berater ist McKinsey im Unternehmen tätig. Auch die Aufgabe unprofitabler Märkte und die Neufokussierung der Gruppe stehen dabei auf der Tagesordnung.
Obwohl die „Aufbruch“-Planung schon vor der dramatischen Entwicklung der letzten Wochen eingeleitet wurde, ist sie jetzt, da der Konzern zum Verkauf steht, noch wichtiger. Mitte März hatte die Deutsche Bank, die 34,5 Prozent hält, Mehrheitseigner Rolf Gerling gezwungen, dem Verkauf zuzustimmen.
Nur unter dieser Bedingung hatte sich die Bank bereit erklärt, eine Kapitalerhöhung von 300 Mio. Euro allein zu tragen. Sie war nötig geworden, weil der konzerneigene Rückversicherer Gerling Globale Rück für 2001 einen Verlust von 500 Mio. Euro wegen des World Trade Centers und Asbest-Altlasten ausweisen musste.
Die Verkaufsbemühungen für die Gruppe haben inzwischen begonnen. Dafür haben die Eigner einen Ausschuss eingerichtet. Er besteht aus Deutsche-Bank-Vorstand Clemens Börsig, und Axel Wieandt, Leiter der Konzernentwicklung der Bank, sowie den Gerling-Aufsichtsratsmitgliedern Adolf Kracht und Joachim Theye. Der Bremer Rechtsanwalt Theye spielt als enger Vertrauter Rolf Gerlings und „graue Eminenz“ bei Personal-und Sachentscheidungen im Konzern eine sehr wichtige, aber nicht unumstrittene Rolle.
Zitat:
„Es wird keine Kündigungswelle bei Gerling geben“ – Konzern-Insider.
Quelle: Financial Times Deutschland
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