Von Herbert Fromme, Düsseldorf Die deutschen Lebensversicherer haben rund 80 Prozent der Bewertungsreserven (stille Reserven), die sie 1995 hatten, inzwischen aufgebraucht. Das hat eine Studie der WestLB ergeben. Die Konsequenz der WestLB-Analysten: Die Versicherer müssen die – aus Verkaufsgründen hoch gehaltene – Überschussbeteiligung für die Kunden, die bei vielen Gesellschaften immer noch weit über sechs Prozent liegen, dringend an die tatsächlich erzielten Kapitalerträge anpassen.
Der Rückgang stammt aus der Kombination von Kursverlusten an den Kapitalmärkten und der Notwendigkeit, Gewinnzusagen für die Kunden durch Verkäufe von Papieren zu erfüllen.
Auch führende Gesellschaften sind betroffen. Nach Angaben von Carsten Zielke, Leiter des Versicherungsanalystenteams der Bank, sind die Bewertungsreserven der Allianz Leben seit 1995 um 38,2 Prozent zusammengeschmolzen. Bei der Ergo betrug der Rückgang vermutlich 47,5 Prozent.
Bei manchen Unternehmen sei die Entwicklung dramatisch. Die Hannoversche Leben habe Bewertungsreserven von nur 0,3 Prozent. Außerdem hat sie im vergangenen Jahr die neuen Möglichkeiten im Bilanzrecht, Verluste auf Aktienbestände nicht sofort zu zeigen, genutzt. „Die stillen Lasten betragen 189 Mio. Euro, das Eigenkapital der Hannoverschen Leben rund 100 Mio. Euro“, sagte Zielke am Dienstag auf einer Versicherungs-Fachkonferenz der WestLB. „Ohne Rechnungslegungsänderung hätte das Unternehmen wahrscheinlich Konkurs anmelden müssen.“
Die Asset Manager der Versicherer müssten künftig eine darstellbare Rendite vorgeben, die das Underwriting (das eigentliche Versicherungsgeschäft) beeinflusst, nicht umgekehrt, verlangte Zielke. Versicherer müssten deshalb ein funktionierendes Asset-Liability-Management aufbauen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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