Von Herbert Fromme, Köln Vor dem Abschluss eines Lebensversicherungsvertrags steht die Beispielrechnung – in der Regel durchgeführt vom Vertreter am Laptop. Bei 30-jähriger Laufzeit und einem Beitrag x ergibt sich eine Ablaufleistung y oder eine Rente z. Diese oft beeindruckende Zahl ist ein Kernargument des Vertreters – aber leider ist sie meistens zu optimistisch gerechnet, glauben Experten.
Die Kölner Rating-Agentur Assekurata, die sich ausschließlich mit Versicherern befasst, und Professor Oskar Goecke von der FH Köln haben die Szenarien untersucht.
Aus den eingezahlten Beiträgen und den in Aussicht gestellten Auszahlungen berechneten sie die so genannte Beitragsrendite für die einzelnen Unternehmen. Zwar fällt sie im Moment zwischen 0,8 Prozent und 2,1 Prozent niedriger aus als im vergangenen Jahr. „Die Höhe der Gewinnbeteiligung erscheint mir aber trotzdem immer noch sehr ambitioniert“, sagte Reiner Will, geschäftsführender Gesellschafter von Assekurata. Die Agentur und Goecke haben für zahlreiche Unternehmen den Sollzins errechnet. Das ist die Rendite, die eine Gesellschaft mit Kapitalanlagen erzielen müsste, um unter Berücksichtigung der Kosten die in Aussicht gestellte Beitragsrendite zu erreichen.
Bei einer Kapitallebensversicherung für einen 30-jährigen Mann mit 30 Jahren Laufzeit und 50 000 Euro Versicherungssumme schwanken die Sollzinsen zwischen 5,0 Prozent und 7,86 Prozent. Bei Rentenprodukten liegen sie sogar über sieben Prozent. Um diese Rendite zu erreichen, müssten die Unternehmen vergleichsweise hohe Ergebnisse am Aktienmarkt und bei festverzinslichen Wertpapieren erzielen, argumentiert Will.
Festverzinsliche Wertpapiere bringen etwas mehr als fünf Prozent. Die Versicherer dürfen höchstens 35 Prozent in Aktien anlegen. Um in diesem Rahmen trotzdem sieben Prozent zu verdienen, müssten sie mit Aktien über 20 oder sogar 30 Jahre eine Rendite von durchschnittlich beinahe elf Prozent erzielen. „Das kann man als sportlich bezeichnen“, sagte Will. Von 1980 bis 2000 betrug die Dax-Rendite zwar 13,4 Prozent pro Jahr, ohne den Boom Ende der 90er Jahre lag sie aber unter elf Prozent. Außerdem haben viele Versicherer Aktienquoten unter 35 Prozent. „Nach dem Dahinschmelzen der Bewertungsreserven können sich viele Versicherer keine hohe Aktienquote mehr leisten“, sagte Goecke. Da bleiben nur festverzinsliche Papiere zu fünf Prozent.
Quelle: Financial Times Deutschland
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