Von Herbert Fromme, München Die Versicherungsgruppe HUK-Coburg ist an einem Wendepunkt angekommen. Auf dem Prüfstand steht die preisgünstige Vertriebsstruktur des zweitgrößten deutschen Autoversicherers, die in der zunehmend wichtiger werdenden Lebensversicherung nicht mithalten kann. Konzernchef Rolf-Peter Hoenen schließt eine Fusion mit einem vertriebsstarken Versicherer nicht aus, er müsste allerdings ebenso wie die HUK-Coburg die Rechtsform eines Versicherungsvereins haben. „Aktuell führen wir aber keine Gespräche.“
Die aus dem Hauptgeschäft Autoversicherung für Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes stammende Struktur beruht auf 5000 nebenberuflichen und deshalb schlecht bezahlten Vertrauensleuten (davon rund ein Drittel im öffentlichen Dienst) und 450 Ladenbüros. Dieser Vertrieb entwickelt deutlich weniger Verkaufsdruck als die Vertreter der Konkurrenz oder von Finanzdienstleistern. „Der Charme unserer Vertriebsstruktur ist es, nicht von aggressiven Akquisitionsmethoden bestimmt zu sein“, versucht Hoenen zu erklären. Das mache es aber schwerer, „kurzfristig bedarfsweckende Impulse“ zu erzeugen, wenn die Verbraucher verunsichert seien. Die negative Entwicklung der Kapitalmärkte beutelte die HUK-Coburg Leben heftig. Das Unternehmen mit Prämieneinnahmen von 491 Mio. Euro (minus 0,3 Prozent) musste Verluste von 133 Mio. Euro bei Aktien und anderen Wertpapieren realisieren, die gesamte HUK-Gruppe 212 Mio. Euro. Die Überschussbeteiligung wurde von sieben Prozent auf sechs Prozent gesenkt.Um Schlimmeres zu verhüten, musste die Konzernmutter einen Zuschuss von 69 Mio. Euro leisten. Jetzt fehlen wortgewandte Vertreter, die braven Nebenberufler sind überfordert. Die Folge sind Einbrüche im langfristig profitablen Neugeschäft mit Kapital-und Rentenversicherungen, nur bei Risikopolicen gab es Wachstum.
Die Gruppe froh, dass der Preiskrieg in der Kfz-Versicherung zum Stillstand gekommen ist und die Unfallzahlen sinken. Im Kerngeschäftsfeld Auto wuchsen die Prämien um 3,2 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro, die Stückzahl um 1,1 Prozent auf 6,56 Millionen versicherte Fahrzeuge.
Das ist zwar weniger als das Marktwachstum, aber die höheren Gewinne bei Auto ermöglichten einen Gruppengewinn von 183 Mio. Euro, nach 258 Mio. Euro – trotz der Probleme bei Kapitalanlagen und der Lebenstochter. Die gesamte HUK-Gruppe verbuchte Prämien von 3,53 Mrd. Euro. Im laufenden Jahr will sie um 3,5 Prozent auf 3,65 Mrd. Euro wachsen.
Zitat:
„Unser Vertrieb ist nicht von aggressiven Methoden bestimmt“ – Rolf-Peter Hoenen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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