Öffentliche Versicherer kooperieren

Von Herbert Fromme, Düsseldorf Die öffentlichen Versicherer, die von den Sparkassen kontrolliert werden, bündeln ihre Kräfte in der betrieblichen Altersversorgung. Die 13 Gruppen im Verband öffentlicher Versicherer, unter ihnen die Provinzial-Gesellschaften, die Sparkassen-Versicherer und die Versicherungskammer Bayern, haben gemeinsam mit der DGZ Bank eine spezielle Gesellschaft gegründet, die als S-Pensionsmanagement im Markt auftreten soll. Das Unternehmen hat einen Pensionsfonds und eine Pensionskasse zur Genehmigung eingereicht, als Übergangsmaßnahme hat die Versicherungskammer Bayern ihre Mitarbeiter-Pensionskasse geöffnet, sagte der Verbandsvorsitzende Heiko Winkler, gleichzeitig Chef der Provinzial Münster.

Michael Scharr vom Vorstand der Sparkassen-Versicherung Baden-Württemberg nannte als Ziel 900 000 versicherte Arbeitnehmer bis 2008, ein Marktanteil von 12,5 Prozent.

Scharr gestand zu, dass die Öffentlichen – obwohl mit 10,7 Prozent Marktanteil die Nummer zwei im Lebensversicherungsmarkt – bei tarifvertraglich organisierten Altersvorsorgesystemen wie der Metallrente nicht zum Zuge kommen. Das liege an der lange etablierten Präsenz bestimmter Konkurrenten in den Großbetrieben. „Aber 80 Prozent der Arbeitnehmer sind in Klein-und Mittelbetrieben“, sagte Scharr. Das sei die Chance für die Öffentlichen und ihren Vertrieb über die Sparkassen.

Allerdings hat die Neugründung Konkurrenz im eigenen Haus: Viele Sparkassen kooperieren mit der Neuen Leben in Hamburg. Auch die WestLB wird mit einem eigenen Pensionsfonds aktiv. Daran sind allerdings die öffentlichen Versicherer in Münster, Düsseldorf und München mit zusammen 50,1 Prozent Mehrheitseigner, stellte Winkler klar.

Für ihn ist die Gemeinschaftsinitiative zur betrieblichen Altersvorsorge ein weiterer Beweis für die Kooperationsfähigkeit der Öffentlichen, die strikt nach dem Regionalprinzip arbeiten und sich untereinander keine Konkurrenz machen. „Wir sind durch unsere Dezentralität ein Stück schneller am Markt als andere“, lobte er die gegenwärtige Struktur. Das zeige sich an der Riester-Rente: Bisher haben die 13 Gruppen 300 000 Verträge verkauft.

Mit 14,5 Mrd. Euro Prämieneinnahmen, ein Plus von 2,4 Prozent, hätten die öffentlichen Versicherer auch ohne Megamerger ihren Marktanteil von elf Prozent halten können. In der Autoversicherung konnten sie mit plus acht Prozent auf 3,2 Mrd. Euro deutlich schneller wachsen als der Markt, der um 4,8 Prozent zulegte.

Allerdings sei aus betriebswirtschaftlicher Sicht manche Teilfusion unter den Öffentlichen sehr wohl wünschenswert, wie das mehrfach verhandelte Zusammengehen der Provinzial-Gruppen in Münster und Düsseldorf, sagte Winkler. Die sei bisher an den Eignern gescheitert.

Die Vereinbarungen zwischen Berlin und Brüssel zur Abschaffung der staatlichen Haftung für Landesbanken und Sparkassen hätten keine negativen Auswirkungen. „Die Sparkassen sind sehr gut mit Eigenkapital ausgestattet.“ Ein Szenario, in dem Sparkassen Versicherer verkaufen müssten, um an Geld zu kommen, sei schwer vorstellbar.

Sorgen macht auch den Öffentlichen die Kapitalmarktentwicklung, vor allem für die Lebensversicherung. Die Unternehmen haben ihre Überschussbeteiligungen für die Kunden von durchschnittlich sieben Prozent auf 6,2 Prozent zurückgefahren. Günter Schlatter, Chef der Provinzial Düsseldorf, hält eine weitere Senkung für möglich, wenn die Kapitalmärkte schwach bleiben. Denn mit Aktienverkäufen können die Unternehmen kaum noch ihre Zahlen aufpolieren: Die Bewertungsreserven sind von 5,6 Prozent des Buchwertes Ende 2000 auf 1,7 Prozent Ende 2001 zusammengeschmolzen.

Zitat:

„Wir sind dezentral ein Stück schneller im Markt“ – Verbandschef Heiko Winkler.

Quelle: Financial Times Deutschland

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