Debeka sucht mehr Sachgeschäft

Von Herbert Fromme, Koblenz Peter Greisler, Chef der Debeka-Gruppe, geht am 30. Juni zu einem für ihn günstigen Zeitpunkt in den Ruhestand. In den Jahren des Börsenbooms war Greisler der einsame Rufer in der Wüste: Er hielt die Investitionen in Aktien bewusst niedrig bei rund sechs Prozent und legte das Geld seiner Kunden lieber in Staatsanleihen und anderen festverzinslichen Papieren an. Auch im eigenen Haus war das nicht unumstritten.

Der Einbruch der Börse im vergangenen Jahr gab ihm Recht, glaubt Greisler. Ob die Strategie auch langfristig hält, ist offen – und muss ihn nur noch indirekt als Aufsichtsratschef interessieren. „Wir sind dazu da, Risiken auszugleichen, nicht um zu spekulieren“, so sein Credo.

Gemessen an den Beitragseinnahmen von 2,95 Mrd. Euro, ein Plus von 3,2 Prozent, ist die Muttergesellschaft Debeka Kranken Deutschlands zweitgrößter Krankenversicherer. Auf der Basis der Kunden mit Kranken-Vollversicherung hält sie mit 1,77 Millionen (plus 51 000) Position eins. Ihre Stärke hat sie bei den Beamten. Die Debeka verkauft über einen angestellten Außendienst, der von einer Mischung aus Gehalt und Provision lebt, und nebenberuflichen Mitarbeitern in Behörden.

„Unsere Kostenstruktur ist extrem günstig“, sagte Greisler. Die Abschlusskosten in der Krankenversicherung liegen bei 5,18 Prozent der Prämieneinnahmen, verglichen mit 9,20 Prozent im Branchenschnitt. Die Verwaltung kostet 1,73 Prozent der Beiträge, nur etwa die Hälfte des Marktwerts von 3,41 Prozent.

Sorgen machen die Leistungsausgaben, die allein im letzten Jahr um 6,8 Prozent auf 3,78 Mrd. Euro zulegten. Deshalb hat die Debeka jetzt die Preise um sieben Prozent erhöht. „Da gibt es kaum Proteste der Kunden, wir haben seit Jahren nicht angehoben“, sagte Greisler.

In der Lebensversicherung verbuchte der Konzern einen Zuwachs von 4,8 Prozent auf 66,9 Mrd. Euro Versicherungssumme. Das macht ihn zur Nummer sechs im Markt. Die verkauften Riester-Renten bewegen sich mit 70 000 im Rahmen der Erwartungen. Das Unternehmen konzentriert sich auf Standard-Kapitalpolicen und Rentenversicherungen. Fondsgebundene Policen sind, entsprechend der Grundlinie des scheidenden Chefs, nicht im Angebot. „Ich halte nicht viel davon, spekulative Werte als Mittel zur Alterssicherung oder zum Ansparen einzusetzen.“ Viele Kunden liefen das Risiko, ihr gesamtes Kapital zu verlieren. Die Zukunft sieht Greisler in neuen Produktfeldern wie Ausbildungsversicherungen.

Zu langsam voran geht es ihm in der Sachversicherung. Sie wuchs zwar um 5,3 Prozent auf 361 Mio. Euro Prämie, das findet Greisler aber deutlich zu wenig. Sowohl Lebens-als auch Krankenversicherung seien politischen Risiken unterworfen – zum Beispiel den Plänen der Gesundheitsministerin zur Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze. „Die Sachversicherung hat solche politischen Risiken kaum.“ Deshalb müsse sie schnell wachsen, um Einbrüche in den Kernfeldern auszugleichen.

Greisler wird wohl Aufsichtsratsvorsitzender. Spekulationen, nach denen Vorstand Uwe Laue seine Nachfolge als Vorstandsvorsitzender antritt, will er nicht kommentieren.

Zitat:

„Ich bin gegen spekulative Werte zur Alterssicherung“ – Debeka-Chef Greisler.

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit