Von Herbert Fromme, Köln Mit der Sanierung des Industriegeschäfts seit Ende 2001 sei der deutschen Axa-Gruppe eine komplizierte Operation gelungen, glaubt Konzernchef Claus-Michael Dill. Dabei ging es ihm gleich um drei Probleme: Die Preise waren Dill zu niedrig und die Bedingungen zu weitgehend, nach dem 11. September sollten Terrorschäden ausgeschlossen werden, und Großrisiken mit mehr als 2,6 Mrd. Euro Konzernumsatz mussten, wie von der Pariser Zentrale gefordert, in den gruppenweiten Versicherer Axa Corporate Solutions eingebracht werden.
„Wir haben im vergangenen Jahr 7500 Verträge gekündigt“, sagte Industrievorstand Markus Hofmann – nicht immer mit sanften Methoden. Die Konkurrenz unkte schon, Axa wolle das Industriegeschäft ganz aufgeben, Versicherungseinkäufer in Industrie und Gewerbe machten sich Sorgen. Jetzt ist Hofmann froh über das Ergebnis. „Die Vertragserneuerung ging besser als erwartet“, sagte er. Mehr Großkonzerne als erwartet seien zur Axa Global Solutions gewechselt.
Von Aufgabe des Industriegeschäfts könne keine Rede sein, sagte Dill. Stattdessen habe sich durch die Sanierung der Ertrag aus diesem Geschäft schon jetzt stark verbessert.
Für Dill ist die Verbesserung im Versicherungsgeschäft überlebenswichtig. Der Aktienboom der vergangenen Jahre sei vorbei. „Wir können nicht davon ausgehen, dass eine solche Periode wiederkommt.“
Für das volle Jahr 2002 erwartet die Axa einen Umsatzrückgang von drei Prozent, der aber ausschließlich aus der Abgabe des Industriegeschäfts nach Paris – immerhin 240 Mio. Euro Prämie – stammen soll. Ohne diesen Sonderfaktor liegt der Umsatz irgendwo zwischen null und einem Prozent über dem Wert von 2001, als der Konzern um 3,3 Prozent auf 6,93 Mrd. Euro zulegte.
Beim Ergebnis erwartet Dill eine Verbesserung der technischen Rechnung im Kerngeschäft Versicherung. Dazu trägt auch die Kostenreduzierung bei. Allerdings werde das Gesamtergebnis wegen der stagnierenden Kapitalmärkte nicht deutlich über dem des Vorjahres liegen.
Für 2001 meldete der Konzern einen Gewinn vor Steuern von 247 Mio. Euro, verglichen mit 303 Mio. Euro für 2000. Im Licht des Schadens aus dem World Trade Center (WTC) sei das kein schlechter Wert, sagte Dill. Nach Steuern ging das Ergebnis allerdings drastisch von 205 Mio. Euro auf 73 Mio. Euro zurück, der Konzern hat latente Steuerpositionen aufgelöst.
Allerdings ist das Ergebnis 2001 nicht ganz ohne Hilfe zustande gekommen. Die Axa nutze weidlich die Möglichkeiten der Bilanzrechtsänderung, die von der Bundesregierung nach dem 11. September eingeführt wurde.
Danach müssen Versicherer Verluste auf ihren Aktienbestand erst dann in ihren Ergebnissen zeigen, wenn sie sich als dauerhaft herausstellen. Die Axa hat solche noch nicht gebuchten Verluste von 372 Mio. Euro auf ihrem Aktienbestand. Dill warnte vor Fehlschlüssen: „Wir hätten das ohne Auswirkungen auf das Jahresergebnis auch abschreiben können.“ Der Jahresgewinn wäre keineswegs um 372 Mio. Euro schlechter ausgefallen, hätte es die Gesetzesänderung nicht gegeben. Der größte Teil des Verlustes wäre in der Lebensversicherung abgepolstert worden, für den kleineren hätte der Konzern durch den Verkauf von Aktien einen Ausgleich geschaffen.
Dill sieht den Konzern in der Halbzeit bei seiner Umstrukturierung. Er will den Anteil an Lebens-und Krankenpolicen, die der Axa-Vertrieb verkauft, erhöhen, alle Kanäle von Direktversicherung bis Außendienst anbieten und die Kosten senken. „Dafür müssen Prozesse effektiver funktionieren und Kosten gesenkt werden“, sagte Dill.
Im Bereich Lebensversicherung habe sich die Axa bei der Riester-Rente zurückgehalten. Rund 20 000 dieser Policen wurden verkauft, davon 1500 über die Tchibo-Filialen. „Es ist nicht möglich, in größerer Zahl etwas zu verkaufen, was die Leute nicht haben wollen“, sagte Dill. Nur mit einem extremen Aufwand könne man da ein Produkt in den Markt drücken. Der Tchibo-Vertrieb sei ein Testfeld. „Wir müssen lernen, wie der Einzelhandel so etwas macht.“
Bei Riester mahnte der Axa-Chef zur Geduld. Es sei falsch, eine völlige Änderung zu verlangen. „Es müssen administrative Regeln vereinfacht werden.“
In der betrieblichen Altersversorgung sieht Dill mehr Zukunft als mit individuellen Riester-Policen. Hier will die Axa ihren Lebens-Marktanteil von 3,8 Prozent erreichen. Bisher sind Pensionsfonds und Pensionskasse nicht genehmigt, „das ist ein mühseliges Verfahren“.
Quelle: Financial Times Deutschland
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