Allianz und Krankenversicherer streiten weiter über Zukunftsmodell

Von Ilse Schlingensiepen, Köln Die Vorstellungen der Allianz-Gruppe über die zukünftige Gestaltung der Krankenversicherung sorgen in der Branche weiter für Zündstoff. Während die Allianz-Tochter Vereinte Kranken ihr „Zukunftsmodell für ein effizientes Gesundheitswesen in Deutschland“ als Diskussionsgrundlage propagiert, verlangt der Verband der privaten Krankenversicherer (PKV) eine Abkehr. Bei der Jahrestagung vergangene Woche führte der Disput zum Eklat.

Kernpunkte des Vereinte-Modells sind die Versicherungspflicht für alle und die Umstellung der gesamten Krankenversicherung auf ein kapitalgedecktes System – finanziert durch immense staatliche Zuschüsse. Das wäre das Ende der Zweiteilung in einen gesetzlichen und einen privaten Krankenversicherungssektor. Nach Ansicht der Mehrheit des PKV-Verbands besteht dafür überhaupt kein Anlass.

Um den Vorstandsvorsitzenden der Vereinten, Ulrich Rumm, auf Kurs zu bringen, verwehrte ihm die Mehrheit den Verbleib im Verbandsvorstand. Solange die Vereinte an ihrem Modell festhält, bleibt Rumms bisheriger Sitz in dem Gremium frei. „Es gibt grundsätzliche Meinungsunterschiede in einer für die PKV brisanten Lage“, begründet Verbandsdirektor Christoph Uleer den ungewöhnlichen Schritt.

Der Vorstoß der Vereinten behindert die Branche in ihrer zur Zeit wichtigsten politischen Arbeit: der Mobilisierung gegen die von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt angekündigte Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze von 3375 auf 4500 Euro. Sie regelt, ab welchem Einkommen Versicherte zwischen gesetzlicher und privater Versicherung wählen können.

Nicht zufällig hat der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Peter Struck, auf der Jahrestagung der PKV süffisant auf das Vereinte-Modell Bezug genommen. Die SPD sei für eine schrittweise, moderate Anhebung der Versicherungspflichtgrenze. „So weit wie eines Ihrer Mitgliedsunternehmen, das mit seinem Modell für die fernere Zukunft eine Versicherungspflicht für alle vorsieht, geht die SPD allerdings nicht“, sagte er – wenige Stunden vor der Vorstandswahl. Struck: „Eine Systemvermischung zwischen PKV und GKV oder gar eine Einheitslösung für beide lehnen wir ab.“

Die Vereinte hat inzwischen klar gemacht, dass sie an ihrem Modell festhält. Der Ärger des Verbands sei ohnehin nicht nachvollziehbar, sagte ein Sprecher. „Wir brauchen einen anderen Blickwinkel, wenn wir die Probleme der Zukunft lösen wollen.“ In der aktuellen Debatte über die Versicherungspflichtgrenze stehe die Vereinte voll hinter der Verbandsposition.

Zitat:

„Die PKV ist in einer äußerst brisanten Lage“ – PKV-Verbandsdirektor Christoph Uleer.

Quelle: Financial Times Deutschland

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