Keine aktuellen Gespräche über industrieeigenen Versicherer
Von Herbert Fromme, Köln Bayer-Chef Werner Wenning hat erklärt, dass die deutsche Industrie zur Zeit keine Gespräche über den Einstieg in das Versicherungsgeschäft oder die Übernahme der Gerling-Gruppe führt. Gerling steht zum Verkauf. „Richtig ist, dass es Gespräche zwischen Vertretern der deutschen Industrie gegeben hat“, sagte Wenning in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Die sind im Augenblick zurückgestellt, weil alle Beteiligten davon ausgehen, dass die Selbstregulierungskräfte des Marktes die seit dem 11. September drastisch gestiegenen Versicherungsprämien wieder auf ein vernünftiges Niveau bringen.“ Bayer sei auf Dauer aber nicht bereit, die jetzigen Prämien zu zahlen.
Der Konzern hatte bereits am 6. Mai einen Bericht der Financial Times Deutschland bestätigt, dass Bayer an Gesprächen mit anderen Großunternehmen über den Einstieg bei Gerling beteiligt war. Die Initiative dazu hatte damals der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF ergriffen. Gerling ist neben der Allianz der wichtigste Industrieversicherer. Der Wegfall dieser Kapazität oder die Übernahme durch ein anderes Unternehmen könnten zu einer Versicherungskrise führen, befürchten vor allem die Chemiekonzerne, für die Gerling der Hauptversicherer ist.
Branchenkenner räumten schon im Mai der Initiative geringe Erfolgschancen ein. Die übrige Industrie habe wenig Lust, mit viel Kapital die schweren Haftungsrisiken der Chemie zu tragen, hieß es. Allerdings hat die deutsche Industrie schon einmal 1978 durch eine Rettungsaktion die Unabhängigkeit Gerlings gesichert.
Quelle: Financial Times Deutschland
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