Von Herbert Fromme, Köln Der Gerling-Konzern beeilt sich mit dem Verkauf der Rückversicherungstochter Gerling Globale Rück (GGR). Möglichst vor der Erneuerungsrunde im Herbst soll ein Deal unter Dach und Fach sein. Die Stimmung im Unternehmen ist schlecht, kein Wunder bei der seit Dezember währenden Unsicherheit. Dazu kommt Druck von außen. Standard & Poor’s senkte sein Rating in der vergangenen Woche von „A+“ auf „A-„. Damit hat der mit 5,9 Mrd. Euro Prämieneinnahmen sechstgrößte Rückversicherer der Welt das schlechteste Rating unter den zehn führenden Gesellschaften – in der empfindlichen Branche ein deutlicher Makel.
Gestern schickten die Investmentbanker der Deutschen Bank den Verkaufsprospekt für das Unternehmen an eine Reihe von Interessenten. Darin unterstreicht die Konzern-Holding Gerling Konzern Beteiligungs-AG (GKB), dass sie einen Vollverkauf des Rückversicherers anderen Lösungen vorzieht. „GKB sucht einen strategischen Partner, der an der Gerling Globale Rück als ganzes interessiert ist, und wird einem solchen Partner Präferenz geben.“ Allerdings würden Vorschläge für eine Zusammenarbeit auf anderer Basis, zum Beispiel bei einzelnen Geschäftsfeldern, nicht von vornherein ausgeschlossen.
Von einem Börsengang der Gerling Globale Rück ist im Prospekt nicht die Rede. Rück-Chef Björn Jansli will diese Lösung aber nicht ausschließen. „Die frühere Zurich Re ist als Converium erst im Dezember erfolgreich an die Börse gebracht worden“, sagte er.
Der Gerling-Konzern sucht einen finanzstarken Partner für seinen Rückversicherer. Sonst müsse zu viel des Konzern-Eigenkapitals auf den Rückversicherer verwandt werden, damit dieser die großen Chancen aus dem weltweiten Aufschwung nutzen kann, so die Überlegung des Managements.
Die GGR hat mit einem Verlust von 583 Mio. Euro im Jahr 2001 maßgeblich zur gegenwärtigen Krise der Gruppe beigetragen. Die Partnersuche für den Rückversicherer wird vom Konzern betrieben, der selbst von seinen Großaktionären Rolf Gerling (65,5 Prozent) und Deutsche Bank (34,5 Prozent) zum Verkauf gestellt wurde.
Im ersten Quartal hat sich die Lage bei der GGR noch nicht deutlich entspannt. Das Unternehmen verbuchte einen Verlust nach Steuern von 88 Mio. Euro, bei Prämieneinnahmen von brutto 1,86 Mrd. Euro. Verluste kamen vor allem aus Nordamerika und London. Laut Jansli sind die Werte wenig aussagekräftig. „Quartalszahlen sagen bei einem Rückversicherer nicht viel. Wir verdienen einen Großteil unseres Geldes im vierten Quartal.“ Außerdem werde der von Rolf Gerling geleistete Zuschuss von 102 Mio. Euro buchungstechnisch erst im zweiten Quartal wirksam.
Der Konzern will bei der Trennung das konzerninterne Rückversicherungsgeschäft nicht abgeben. Das macht etwa 15 Prozent der GGR-Prämien aus.
Das Geschäft der GGR ist weit verteilt. Abgesehen von den Konzerngesellschaften machen die 20 größten Kunden nur zehn Prozent der Einnahmen aus. Größter Einzelkunde ist die DEVK Allgemeine mit 95 Mio. Euro, gefolgt von MLP Leben mit 75 Mio. Euro. Auch die Kapitalanlagen sind breit gestreut. Da sei es reiner Zufall, so Jansli, dass nach Siemens und Deutscher Bank die MLP-Aktie der drittwichtigste Wert bei den Aktienanlagen der Gerling Globale Rück ist.
Zitat:
„Quartalszahlen sagen bei einem Rückversicherer nicht viel“ – Björn Jansli, Chef der Gerling Globale Rück
Quelle: Financial Times Deutschland
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