Internet-Geldeinsammler verspricht hohe Kostensenkungen · Systeme bisher nicht ausgelastet
Von Herbert Fromme, Köln Die bisher nur als Zahlungsstelle für Internetinhalte arbeitende Firstgate Internet AG sucht ein neues Geschäftsfeld in der Assekuranz. Das Unternehmen will die Abwicklung von Lastschriften und Überweisungen deutlich billiger machen. Den Vertragsabschluss mit einem ersten Großkunden aus der Branche erwartet Unternehmenschef und Mehrheitsaktionär Norbert Stangl „in den nächsten Wochen“. Den Namen des möglichen Kunden will er nicht nennen.
Das 2000 gegründete Unternehmen spezialisiert sich bisher auf den Bereich Micropayments. Es zieht für Online-Anbieter kleine Beträge in großen Mengen ein. Zu den Kunden gehören Verlage oder die Stiftung Warentest ebenso wie Anbieter von Hühnerknochen-Horoskopen, die Spendensammler von Unicef oder Erotikanbieter. Wer beispielsweise online kostenpflichtige Artikel aus dem elektronischen „Spiegel“-Archiv lesen will, registriert sich vorher bei Firstgate. Dann werden auch die 40 Cent für einen einzelnen online gelesenen Bericht sauber abgerechnet. Bisher zieht das Unternehmen für 2300 Internetanbieter Geld ein und kassiert dafür zwischen 10 und 40 Prozent Provision. Neuer Großkunde ist der britische Telefon-und Internetriese British Telecom.
Zwar haben schon 650 000 Kunden das System genutzt; in 15 Monaten wurden 1,5 Millionen Transaktionen verbucht. Erwartet hatte Stangl aber deutlich mehr – entsprechend ist die Kapazität des Unternehmens ausgelegt. „Wir können Hunderte von Millionen Transaktionen durchführen.“
Stangl sieht bei den Versicherern großen Bedarf. Ein bestimmter Konzern führe 30 Millionen Zahlungsoperationen pro Jahr durch, wie Lastschriften und Überweisungen. „Das kostet rund 16 Mio. Euro oder 0,53 Euro pro Stück. Wir können das zwischen 15 und 30 Prozent billiger machen, je nachdem, wie viele Dienstleistungen wir übernehmen.“
Die historisch gewachsene Infrastruktur zwinge die Versicherer zu umständlicher Datenhaltung. „Die manuelle Bearbeitung von Zahlungsverzögerungen und Ausfällen führt zu hohen Personalkosten“, sagte Vorstand Rainer Schmitt. Firstgate habe dagegen Prozeduren entwickelt, nach denen eine nicht eingelöste Lastschrift zu einem bestimmten Zeitpunkt – etwa kurz nach der Gehaltszahlung – automatisch erneut vorgelegt werde. „Wir haben das beste und sicherste Lastschriftsystem Deutschlands“, sagte Stangl selbstbewusst.
Quelle: Financial Times Deutschland
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