Allianz prüft drei Optionen für DKW

Von Günter Heismann, Frankfurt, und Herbert Fromme, Köln Bei der Allianz wächst der Unmut über die anhaltend hohen Verluste bei der Investmentbanktochter Dresdner Kleinwort Wasserstein (DKW). Der Konzern erwägt, den gesamten Unternehmensbereich Corporates & Markets der Dresdner Bank, dessen wichtigster Teil DKW ist, auszugliedern und zumindest teilweise zu verkaufen oder aber umgekehrt durch eine Fusion auf eine wirtschaftlich tragbare Größe zu bringen. Als dritte Option ist die Schrumpfung des Wholesale-Geschäfts der Dresdner Bank denkbar – in der Hoffnung, dass sich die Krise der Kapitalmärkte mittelfristig legt. Ein Kernproblem für diese Strategie: DKW ist zu klein, um mit Konkurrenten wie Deutsche Bank, Goldman Sachs oder UBS mithalten zu können

Leonhard Fischer, in den Vorständen von Allianz und Dresdner für Investmentbanking zuständig, verteidigte gestern das Modell der Integration von Firmenkunden-und Investmentbankbereich. „Damit sind wir richtig aufgestellt.“ Gleichzeitig sagte Fischer, dass die anhaltend schlechte Verfassung der Kapitalmärkte den „Druck zur Konsolidierung“ im Investmentbanking erhöhe.

Seit die Allianz im vergangenen Jahr die Dresdner Bank übernommen hat, musste sie im Bereich Corporates & Markets hohe Verluste hinnehmen. Sie fielen größtenteils im Firmenkundengeschäft an, haben aber indirekt mit dem Investmentbanking zu tun: Die Dresdner Bank hat, wie Konkurrenten zu berichten wissen, mit günstigen Kreditkonditionen versucht, Aufträge von Firmenkunden für das Investmentbanking zu erlangen.

Konzernchef Henning Schulte-Noelle macht intern und vor Analysten die Wertbeiträge der einzelnen Gruppengesellschaften oder den „Economic Value Added“ (EVA) zur entscheidenden Messgröße. Klare Worte, nach Ansicht von Teilnehmern auch an die Investmentbanker gerichtet, kamen von ihm vor wenigen Wochen bei einer Managementtagung in Königstein. „Ihr bestes Argument ist ein positiver Beitrag zum EVA“, sagte er. „Jede Einheit, die nicht zumindest mittelfristig einen Wertbeitrag leistet, wird kritisch betrachtet und kommt auf den Prüfstand.“

Unternehmenskreise warnen allerdings davor, eine schnelle Entscheidung der Allianz zu erwarten. „Das sind bisher nur Überlegungen, um sich auf verschiedene Szenarien vorzubereiten“, sagte ein Versicherer. Gespräche mit potenziellen Interessenten haben noch nicht begonnen. Ein Verkauf des gesamten Wholesale-Geschäfts dürfte derzeit ohnehin sehr schwierig ein. Andererseits drohen die Verkaufsgerüchte den Marktwert von DKW nachhaltig zu beschädigen. „Welcher Firmenkunde lässt sich auf ein Geschäft mit der Investmentbank ein, wenn er nicht weiß, wem DKW in sechs Monaten gehört?“, fragt ein Frankfurter Analyst.

Die Allianz erwägt auch andere Optionen, etwa eine Kooperation mit einem Mitbewerber, um im Investmentbanking auf eine kritische Größe zu kommen. Der Wunschkandidat soll aus Europa kommen, aber nach Möglichkeit keine größeren geografischen Überschneidungen mit der DKW aufweisen, die vor allem in Deutschland und Großbritannien aktiv ist. So käme die französische Credit Lyonnais in Frage.

Eine weitere Möglichkeit wäre, die bereits eingeschlagene Schrumpfkur bei DKW fortzuführen, bis die Investmenttochter die Rentabilitätsschwelle erreicht. Die Dresdner Bank hat bereits 1700 der 9000 Arbeitsplätze bei DKW gestrichen.

Zitat:

„Jede Einheit, die mittelfristig keinen Wertbeitrag leistet, wird kritisch betrachtet“ – Henning Schulte-Noelle

Quelle: Financial Times Deutschland

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