Von Herbert Fromme, Köln Durchaus erfolgreich sieht sich Converium, die Nummer acht unter den Rückversicherern der Welt, im ersten Halbjahr 2002 – trotz heftiger Turbulenzen an den Kapitalmärkten und entsprechend hohem Abschreibungsbedarf.
Das Unternehmen konnte die Beitragseinnahmen um 24 Prozent auf 1,77 Mrd. $ steigern, beim Betriebsergebnis verwandelte sich ein Verlust von 26 Mio. $ im ersten Halbjahr 2001 in einen Gewinn von 104 Mio. $. Unterm Strich blieben 32 Mio. $ übrig, nach einem Verlust von 61 Mio. $ im Vorjahr, den die Converium-Vorläufer in der Gruppe Zurich Financial Services (ZFS) auswiesen.
Die Analysten sind dennoch geteilter Ansicht: Dresdner Kleinwort Wasserstein veröffentlichte gestern eine Analyse, in der die Converium-Aktie von „hold“ auf „buy“ heraufgestuft und ein Kursziel von 75 Franken genannt wird. Frank Stoffel von WestLB Panmure behielt dagegen seine „Verkaufen“-Empfehlung bei, obwohl er dasselbe Kursziel von 75 Franken nennt. Der Rückversicherer wolle für das volle Jahr 2002 einen Gewinn von 200 Mio. $ erzielen. „Wir sind skeptisch, ob Converium dieses Ziel erreichen wird“, sagte Stoffel. Die eigene Prognose des Unternehmens für das erste Halbjahr sei im Bereich Anlageergebnis um 60 Mio. $ verfehlt worden. Die Aktie wurde gestern Abend mit 67,50 Franken gehandelt, ein Plus von 5,6 Prozent.
Einig sind sich die Analysten über einen positiven Faktor: Die Verluste der Converium aus dem World Trade Center sind auf 289 Mio. $ beschränkt, alles, was darüber hinausgeht, zahlt die frühere Mutter. Sonst wäre der Börsengang letztes Jahr kaum gelungen.
Die heutige Converium-Gruppe war bis 2001 die Rückversicherungsabteilung der ZFS plus einiger Rückversicherungstöchter. Die angeschlagene ZFS brachte das Rückversicherungsgeschäft als Teil ihrer Umorientierung im Dezember an die Börse – genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn nach dem Terroranschlag vom 11. September stiegen die Preise für Rückversicherungsschutz kräftig an.
Davon konnte Converium sofort profitieren. Höhere Preise sorgten für das deutlich bessere operative Ergebnis. Die Schadenquote, die den Anteil der Ausgaben für Schäden und Reservestellungen an den Prämieneinnahmen darstellt, ging von 85,2 Prozent auf 72,6 Prozent zurück.
Gleichzeitig stiegen die Kosten allerdings kräftig an: Statt 20,3 Prozent in 2001 musste Converium in diesem Jahr die Provisionsausgaben im Bereich Nicht-Leben auf 23,4 Prozent anheben. Diese Provisionen erhalten die Kunden, die Erstversicherer, als Kostenerstattung. Die Erhöhung sei das Ergebnis einer Verschiebung in den Geschäftsfeldern, sagte eine Sprecherin. Dazu kommen noch Verwaltungskosten von 5,0 Prozent nach 5,7 Prozent. Schäden und Kosten zusammen ergeben eine Schaden-und Kostenquote, die Combined Ratio, von 101,0 Prozent nach 111,2 Prozent.
Negativ machte sich die Entwicklung der Aktienmärkte bemerkbar. Das Unternehmen musste auf Aktien 61 Mio. $ abschreiben, deutlich mehr als die 15 Mio. $ des Vorjahres. Zwar stiegen die laufenden Erträge aus Kapitalanlagen leicht von 127 Mio. $ auf 133 Mio. $, aber die Abschreibungen machen das mehr als zunichte.
Zitat:
„Wir sind skeptisch, ob Converium sein Gewinnziel für 2002 erreichen wird“ – Analyst Frank Stoffel.
Quelle: Financial Times Deutschland
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