Von Herbert Fromme, Hannover Die zur HDI-Gruppe gehörende Hannover Rückversicherung hat Interesse an der zum Verkauf stehenden Gerling Globale Rück angemeldet. Die Hannover Rück hat nach Angaben von HDI-Chef Wolf-Dieter Baumgartl die entsprechenden Verschwiegenheitserklärungen unterschrieben und wird die detaillierten Unterlagen der Gerling Globale Rück prüfen. „Dann wird die Hannover Rück entweder für die gesamte Gerling Rück, für Teile oder gar nicht bieten“, sagte Baumgartl. Hannover-Rück-Chef Wilhelm Zeller wurde konkreter: Ihn interessiert vor allem das Lebens-Rückversicherungsgeschäft bei Gerling, „vielleicht noch Teile der Finanzrückversicherung“. Beim Schaden-und Unfallgeschäft, bei dem die Gerling Globale Rück ihre Hauptprobleme hat, gebe es zu viele Überschneidungen.
„Da würde eine Übernahme keineswegs entsprechend zusätzliches Geschäft bringen.“ Auf jeden Fall werde, so Zeller, die Hannover Rück auf Garantien durch den Verkäufer bestehen, um sich gegen Altlasten abzusichern.
Der Gerling-Konzern, den seine Aktionäre Rolf Gerling und Deutsche Bank verkaufen wollen, hat vorab die Tochter Gerling Globale Rück auf den Markt gebracht. Nach Brancheninformationen sind auch der auf Bermuda beheimatete internationale Rückversicherer Partner Re und die französische Scor unter den Interessenten. „Gerling Globale Rück gehört zu der Art von Rückversicherern, die wir anschauen würden“, sagte eine Scor-Sprecherin. Scor könnte allerdings Schwierigkeiten haben, den Kauf zu finanzieren: Eine Bezahlung mit Scor-Aktien wäre dem Verkäufer, der sich von der Rückversicherung ja gerade verabschieden will, wohl kaum Recht, eine Fremdfinanzierung könnte das Rating der Scor gefährden.
Für den HDI ist die Prüfung der Gerling Globale Rück ein Teil des Ausbaus der Personenversicherung. Seit Jahren predigt Konzernchef Baumgartl die Stärkung der Lebenssparte, die er gerade im Ausland forcieren will. Bislang ist sie aber mit 1,09 Mrd. Euro (ohne Lebens-Rückversicherung) ein eher kleiner Bereich. „Wir sind ein Floh im deutschen Markt.“ So begründete Baumgartl auch, warum sich die HDI-Gruppe bei Auffanglösungen für Not leidende Gesellschaften nicht in der Pflicht sieht.
Die HDI-Gruppe verzeichnete 2001 ein Wachstum von 21 Prozent auf 14,5 Mrd. Euro. Das stammte vor allem aus der Schaden-und Unfallversicherung und dem Rückgeschäft, das 55 Prozent des Umsatzes ausmacht. Den HDI habe 2001 „die volle Breitseite getroffen“, sagte Baumgartl. Schlechte Kapitalmärkte, der „absolute Tiefpunkt“ im deutschen Industrieversicherungsmarkt und sehr hohe Schäden führten zu einem Konzernverlust von 24 Mio. Euro nach 8 Mio. Euro Defizit im Vorjahr. Allein das World Trade Center kostete 430 Mio. Euro.
Im Industriegeschäft, das von der Mutter HDI VaG betrieben wird, erwartet Baumgartl weitere Preissteigerungen vor allem für kleinere Betriebe. Bei den Großunternehmen sei das Thema im wesentlichen durch.
Den geplanten Verkauf von weiteren 20 Prozent an der Hannover Rück hat der HDI wegen der schlechten Marktsituation zurückgestellt. Zu welchem Preis der HDI verkaufen werde, wollte Baumgartl nicht sagen. Die Mehrheit will der HDI auf jeden Fall behalten. Die Planung, 2004 oder 2005 die Zwischenholding Talanx an die Börse zu bringen, hat der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit ebenfalls noch nicht aufgegeben.
In der Lebensversicherung ist der HDI zufrieden mit den beiden Töchtern CiV, die nur über die Citibank verkauft, und PB Versicherungen, ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Postbank. Die beiden Unternehmen wachsen rasch und schlossen im vergangenen Jahr rund 300 000 Riester-Verträge ab. Allerdings änderten mehr als 100 000 Kunden in dem Zeitraum bis zum Vertragsbeginn am 1. Januar 2002 ihre Meinung wieder. Effektiv verkauft wurden 185 000 Riester-Policen, sagte Norbert Kox, in Personalunion Chef von CiV und PB. Die beiden Hannoveraner Lebensgesellschaften Aspecta und HDI Leben mussten dagegen ihr Geschäft konsolidieren und verloren Beitragsvolumen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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