Von Herbert Fromme, München Die Aktie der Swiss Re verlor gestern 13 Prozent und endete bei 106 Schweizer Franken, nachdem der zweitgrößte Rückversicherer der Welt überraschend einen dramatischen Gewinneinbruch für das erste Halbjahr 2002 verkündet hatte. Das Unternehmen verdiente nur noch 118 Mio. Franken. Im vergleichbaren Zeitraum 2001 waren es 1,345 Mrd. Franken gewesen.
Der Rückgang um 90 Prozent traf vor allem die Analysten unvorbereitet: Sie hatten einen Gewinn von 1,02 Mrd. Franken vorhergesagt.
„Die letzten zwölf Monate waren eine schwere Prüfung für die gesamte Branche“, sagte Konzernchef Walter Kielholz. Solche Momente seien immer auch gute Gelegenheiten für die stärksten Anbieter auf dem Markt. „Swiss Re wird davon profitieren“, sagte Kielholz.
Der Konzern leidet gar nicht so sehr unter hohen Schäden, obwohl auch er kräftig für die Terroranschläge vom 11. September zahlen muss, sondern unter der schwachen Verfassung der Aktienmärkte. Wegen des Kurseinbruchs an den Börsen musste die Swiss Re Abschreibungen auf Aktien in Höhe von 917 Mio. Franken hinnehmen. Das Ergebnis aus Kapitalanlagen ging von 3,93 Mrd. Franken auf 2,60 Mrd. Franken zurück. Der Rückversicherer hat praktisch keine stillen Reserven in dem Aktienportefeuille mehr.
Unter diesen Umständen beruhigte es die Märkte nicht, dass die Swiss Re ein verbessertes Ergebnis im eigentlichen Versicherungsgeschäft vorlegen konnte. In der Schaden-und Unfallrückversicherung verbesserte sie die Schaden-und Kostenquote von 113 Prozent auf 104 Prozent. Die Quote drückt den Anteil von Schadenaufwand plus Verwaltungs-und Abschlusskosten an den Prämieneinnahmen aus.
Die verbesserten Zahlen aus der Versicherungstechnik reichten nicht aus, um den Einbruch bei den Kapitalerträgen auszugleichen. Die operativen Erträge im Schaden-und Unfallbereich reduzierten sich entsprechend von 1,03 Mrd. Franken auf 104 Mio. Franken. In der Sparte Financial Services erlitt die Swiss Re sogar einen operativen Verlust von 379 Mio. Franken, vor allem wegen hoher Schadenmeldungen in der Kreditversicherung. Nur mit dem Lebens-und Krankengeschäft war das Management einigermaßen zufrieden.
Entwarnung für den Rest des Jahres gab Kielholz nicht. Zwar werde das eigentliche Versicherungsergebnis sich weiter verbessern, obwohl die Flut mit 250 Mio. Franken Schaden zu Buche schlägt. Swiss Re sieht die Aussichten auf den Aktienmärkten mit verhaltenem Optimismus. „Wenn die Märkte allerdings auf dem Stand von Ende Juni oder darunter verharren, wird das Ergebnis 2002 durch weitere Wertberichtigungen belastet“, sagte Kielholz.
Quelle: Financial Times Deutschland
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