Von Herbert Fromme, Bonn Der ambitionierte US-Industrieversicherer Chubb erwartet für die nächsten drei Jahre im deutschen Markt Wachstum von jährlich 25 Prozent. Für 2002 peilt das Unternehmen Prämieneinnahmen von 200 Mio. $ an.
Die komplizierte Lage im deutschen Industrie-und Gewerbemarkt nutze Chubb, sagte Niederlassungsleiter und Marketingchef Bijan Daftari. Mancher Kunde sei frustriert von der rigiden Art einiger deutscher Versicherer. „Wir haben unsere Hausaufgaben früh gemacht“, behauptete Daftari. Das US-Unternehmen habe schon in den letzten Jahren die nötigen Preiserhöhungen vorgenommen und passe auch jetzt noch individuelle Verträge an. „Aber Erhöhungen im großen Stil für alle gibt es nicht.“ Möglich sei das, weil der Versicherer sich auf Spezialgebiete konzentriere und beispielsweise keine Autoversicherung, keine Hochrisikodeckungen, Gewässerschadenhaftpflicht und nur wenig Rückrufkosten-Policen zeichne.
Die August-Flut hat allerdings auch bei der Chubb negative Auswirkungen. Einzelheiten über die Gewinnlage will das deutsche Management mit Hinweis auf entsprechende Verbote aus der US-Zentrale nicht nennen. „Vor der Flut waren wir im Gewinn, nach der Flut an der Grenze zur Profitzone“, sagte Industrieversicherungschef Henrik Schwiening.
Die Chubb versucht, sich vor allem als Spezialversicherer in den Feldern Haftpflicht, Managerhaftpflicht (D&O) und Sachversicherung zu positionieren. „Wir haben zurzeit einen Marktanteil von unter drei Prozent und wollen fünf Prozent“, sagte er. Beim Haftpflichtbestand handele es sich zu mehr als 75 Prozent um internationales Programmgeschäft für deutsche Unternehmen mit Produktion oder Absatz im Ausland. Das Unternehmen hat hier zu Lande 186 Mitarbeiter und zeichnet ausschließlich über Versicherungsmakler.
Die Chubb hat zusammen mit dem Wettbewerber AIG eine wichtige Rolle bei der Einführung der Managerhaftung (D&O) in Deutschland gespielt. Wegen der hohen Schadenlast in diesem Sektor – unter anderem aus der Pleitewelle am Neuen Markt – erwartet Daftari in den nächsten zwei Jahren eine „rasante Prämienentwicklung nach oben“. Erhöhungen von 30 bis 100 Prozent seien nicht selten. Außerdem werden die Kriterien enger, nach denen die D&O-Versicherer Risiken prüfen. „Manager von Unternehmen, die nicht profitabel sind und kein überzeugendes Geschäftsmodell haben, werden es schwer haben, Versicherungsschutz zu finden.“
Zitat:
„Wir haben unsere Hausaufgaben früh gemacht“ – Chubb-Manager Daftari.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo