Versicherungen werden langfristig teurer

Swiss-Re-Chef erwartet für die nächsten Jahre keine Hilfe mehr vom Kapitalmarkt

Von Herbert Fromme, Monte Carlo Versicherungsnehmer werden auch auf lange Sicht mit deutlich höheren Preisen leben müssen, prophezeit Walter Kielholz, Chef der Swiss Re in einem Interview mit der FTD.

Als Folge des 11. September kann sich die Versicherungsbranche nicht mehr auf die hohen Kapitalerträge verlassen, die jahrelang eine wesentliche Quelle ihrer Gewinne waren. Deswegen müssen die Policen für die Kunden teurer werden, sagte der Vor-standsvorsitzende des zweitgrößten Rückversicherers der Welt.

„Der 11. September kostet uns sehr viel Geld für die Schäden, und gleichzeitig sind als Folge des Anschlags und des allgemein schwachen Wirtschaftswachstums die Aktienmärkte eingebrochen“, sagte Kielholz. „Das hat Eigenkapital gekostet. Auch die Aussichten für künftige hohe Kapitalerträge sind nicht sehr gut. Zusammen erhöht das sehr stark den Druck auf die Branche, risikogerechte Preise für Versicherungsschutz zu erzielen.“ Nach neuesten Schätzungen beträgt der Schaden aus dem Terrorüberfall mindestens 40 Mrd. $. Die Wertverluste auf den Aktienmärkten sind deutlich höher.

„Wir müssen die Preise erhöhen, und wir müssen uns gegen unberechtigte Ansprüche wehren, darüber herrscht Konsens“, sagte Kielholz. Es gebe vermehrt den Trend zur „dreisten Ausplünderung“ der Versicherungsbranche. „Dagegen müssen wir massiv aufrüsten, auch im Interesse unserer Kunden, die normale Schäden und eine gute und korrekte Schadenabwicklung haben.“

Beschwerden der Industrie über die Preiserhöhungen findet Kielholz nicht berechtigt. „Die Versicherungskosten sind für die meisten Branchen doch sehr gering. Die Airlines zahlen kaum mehr für die Versicherung als für die Brötchen.“

Künftig müssten sich Kunden auch auf enger definierte Deckungen einstellen. „Dann weiß wieder jeder, was gedeckt ist und was nicht.“ Im Zusammenhang mit dem World Trade Center erlebt die Branche zahlreiche Rechtsstreitigkeiten, die auch mit unklaren Formulierungen der Policen zu tun haben.

Die Versicherer könnten schon mit Terrorrisiken fertig werden, „auch wenn wir da natürlich vorsichtig agieren müssen“. Die Swiss Re hat sich sowohl am deutschen Terrorversicherer Extremus als auch an der Luxemburger Spezialgesellschaft Special Risk Insurance and Reinsurance (SRIR) beteiligt. „Aber die Industrie kauft solche Deckungen bisher nicht in großem Umfang, sondern nimmt das Risiko auf die eigene Kappe“, sagte Kielholz. „Ich weiß nicht, ob den Finanzchefs der Industrie klar ist, was sie da tun.“

Kielholz sieht eine deutliche Konsolidierungstendenz in der Rückversicherung. „Gerling gibt ja praktisch die Rückversicherung auf, andere tun das auch, vor allem in den USA.“ Die Swiss Re will keine Gesellschaften aufkaufen, die in Schwierigkeiten sind. „Wir können die Lage durch organisches Wachstum aus eigener Kraft nutzen“, glaubt er.

Für Kielholz ist die Rückversicherung auch ein wichtiges Mittel, den Kapitalbedarf der Erstversicherer zu unterstützen. Gibt es Erstversicherer, die angesichts der Krise so mancher Lebensgesellschaft bei ihm angeklopft und um Unterstützung gebeten haben? „Ja, die gibt es.“ Hilft die Swiss Re? „Das machen wir im Rahmen dessen, was wir unserem Eigenkapital zumuten können“, sagte der Swiss-Re-Chef.

Zitat:

„Die Airlines zahlen kaum mehr für die Versicherung als für Brötchen“ – Walter Kielholz, Swiss-Re-Chef

Bild(er):

Der Vorstandsvorsitzende der Swiss Re, Walter Kielholz, sieht in der Rückversicherungsbranche eindeutige Konsolidierungstendenzen – AP/Michele Limina.

Quelle: Financial Times Deutschland

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