Angeschlagene Swiss Life setzt auf neue Strategie

Von Herbert Fromme, Zürich Die Swiss Life will mit einer neuen Strategie aus den roten Zahlen und den negativen Schlagzeilen herauskommen. Aber der große Wurf ist Verwaltungsratspräsident Andres Leuenberger und dem neuen Konzernchef Roland Chlapowski, der im Februar den umstrittenen Manfred Zobl ablöste, nicht gelungen.

Die gestern vorgelegten Zahlen enttäuschten. Daraufhin gab der Aktienkurs um 18 Prozent nach. Zwar erhöhte sich der Betriebsgewinn von 158 auf 500 Mio. Schweizer Franken. Aber die Swiss Life musste hohe Abschreibungen vornehmen. Allein auf den Unternehmenswert der Banca del Gottardo wurden 537 Mio. Franken abgeschrieben. Das Halbjahr endete mit einem Verlust von 386 Mio. Franken. Weitere Abschreibungen seien möglich, sagte der neue Finanzchef Bruno Pfister. Das Ergebnis für 2001 revidierte die Swiss Life wegen eines „Irrtums“ um 239 Mio. Franken nach unten.

Künftig will die Swiss Life nur in der Lebensversicherung tätig sein, und das ausschließlich in der Schweiz, in Frankreich, Deutschland und Benelux. Alle anderen Tochterunternehmen sollen verkauft werden, einschließlich der Banca del Gottardo. Das werde nicht unter Zeitdruck geschehen, sagte Chlapowski. „Wir wollen abwarten, bis die Preise für Banken und Versicherungen wieder nach oben gehen.“ Dafür gibt er dem Konzern zwei Jahre.

Ursprünglich stand auch die deutsche Niederlassung in München zum Verkauf. Leuenberger bestätigte, dass die Swiss Life die Deutsche Bank mit der Suche nach einem Käufer beauftragt hatte.

Zu FTD-Informationen, nach denen AMB Generali und Münchener Rück Interesse zeigten, sich aber mit Swiss Life nicht über den Preis einigen konnten, wollte Chlapowski nicht Stellung nehmen. Inzwischen habe man entschieden, dass Deutschland zum Kernbereich gehört.

Das Eigenkapital hat schwer unter den schlechten Kapitalmärkten gelitten. Das Unternehmen hat keine stillen Reserven mehr. Statt 8,2 Mrd. Franken im Jahr 1999 lag das Eigenkapital am 30. Juni 2002 bei 3,9 Mrd. Franken, allein im letzten Halbjahr war es um 1 Mrd. Franken oder 20 Prozent geschrumpft. Für Oktober plant die Swiss Life eine Kapitalerhöhung, die zwischen 0,9 Mrd. und 1,2 Mrd. Franken bringen soll.

Intern will die Gruppe durch den Wegfall von 700 Arbeitsplätzen die Kosten senken. Um das Risiko (und damit die Eigenkapitalanforderungen) zu senken, hat der Konzern den Anteil der Aktien am Anlagemix schon auf drei Prozent gesenkt. Auch künftig soll er nicht mehr als fünf Prozent betragen.

Zitat:

„Wir warten, bis die Preise für Unternehmen wieder besser werden“ – Roland Chlapowski.

Quelle: Financial Times Deutschland

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