Von Herbert Fromme, Köln Der ThyssenKrupp-Konzern muss für weniger Versicherungsschutz künftig deutlich mehr zahlen. Die Versicherungsbranche demonstriert an dem Düsseldorfer Konzerns, wie schmerzhaft für die gesamte Industrie die Vertragserneuerung zum 1. Januar 2003 wird.
Der Terroranschlag vom 11. September 2001, die nachfolgende Verknappung der Versicherungskapazität und noch mehr der Einbruch der Kapitalmärkte erzeugen bei den Industrieversicherern einen starken Druck in Richtung Preiserhöhung und Bedingungsverschärfung.
ThyssenKrupp verlängert seine Versicherungsverträge traditionell zum 1. Oktober und spielt deshalb eine Vorreiterrolle. Nach Informationen der Financial Times Deutschland zahlt der diversifizierte Stahlkonzern für den Versicherungsschutz im Zeitraum Oktober 2002 bis September 2003 saftige 43 Mio. Euro. Im gerade abgelaufenen Jahr waren nur 27 Mio. Euro fällig. Zwar sind das Bruttopreise – ein kleiner Teil fließt als Provision an den firmeneigenen Versicherungsmakler zurück. Die Gruppe muss dennoch eine heftige Preiserhöhung um knapp 60 Prozent verdauen. ThyssenKrupp wollte wegen „des schwierigen Marktumfelds“ nicht Stellung nehmen.
Für die höheren Prämien erhält Thyssen Krupp eine deutlich reduzierte Deckung. Im Stahlbereich, der bei Versicherern als schadenträchtigster Unternehmensteil verschrien ist, zahlt der Konzern künftig bei jedem Feuer-oder Betriebsunterbrechungsschaden die ersten 30 Mio. Euro selbst. Bisher betrug der Selbstbehalt rund 5 Mio. Euro. In der Stahlsparte des Konzerns lag die Schadenquote im Durchschnitt der letzten fünf Jahre über 200 Prozent. Die Versicherer mussten für jeden Prämien-Euro mehr als 2 Euro allein für Schäden aufbringen. Dazu kamen noch Provisionen und andere Kosten in Höhe von rund 30 Prozent der Prämieneinnahmen.Euro
Trotz der verbesserten Bedingungen sind nicht alle Anbieter zufrieden. „70 Mio. Euro Prämie wären eher angemessen gewesen“, sagte ein Versicherer. Die Axa hält das Risiko ebenfalls für immer noch untertarifiert und hat sich vollständig zurückgezogen. Bis gestern nachmittag hatte ThyssenKrupp auch noch keine vollständige Deckung. Zwar waren 97 Prozent des Risikos von einem Konsortium unter Führung der Allianz gezeichnet worden, die Suche nach Mitversicherern für den Rest erweist sich aber als schwierig.
Neben der Allianz, die selbst 17 Prozent trägt, sind der HDI und die Zurich Financial Services (ZFS) mit je 17 Prozent beteiligt. Gerling übernimmt zehn Prozent, allerdings nur bis zum Jahresende. Der Rest wurde in kleineren Anteilen von anderen Gesellschaften gezeichnet.
ThyssenKrupp versuchte, den Preiserhöhungen durch Deckungen aus dem Ausland zu entkommen – vergeblich. Makler Aon Jauch & Hübener konnte kein billigeres Angebot finden. Im Gegenteil, eine von dem Makler durchgeführte versicherungsmathematische Bewertung des Risikos ergab, dass die deutschen Versicherer sogar vergleichsweise preisgünstig anbieten.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo