Von Herbert Fromme, Baden-Baden Die Wüstenrot & Württembergische (W & W) gibt das aktive Rückversicherungsgeschäft auf. Das bestätigte ein Sprecher der Stuttgarter Gesellschaft der FTD. Die Gruppe unter Vorstandschef Gert Haller ist vor allem im Bauspar-und Erstversicherungsgeschäft aktiv, hatte in den letzten Jahren aber auch ein ordentliches Rück-Portefeuille aufgebaut. Die Konzernmutter W&W AG fungiert als Rückversicherer und verzeichnete 2001 rund 88 Mio. Euro Prämieneinnahmen von Dritten. „Das geben wir auf“, sagte der Sprecher. Nur die konzerninterne Rückversicherung werde weitergeführt. Allerdings werde sich die Maßnahme erst 2004 vollständig auswirken, da zum Teil Verträge noch bis Ende 2003 liefen. „Die Rückversicherung für Dritte passt nicht mehr in unsere Fokussierung“, sagte der Sprecher. Für das Londoner Geschäft, das ebenfalls zum Großteil aus Rückdeckungen besteht, gebe es dagegen keine Schließungs-oder Verkaufspläne, fügte der Sprecher hinzu. Allerdings werde das Volumen wegen der Aufgabe unrentabler Verträge reduziert. Für 2002 erwartet die W&W Prämieneinnahmen aus Großbritannien von rund 180 Mio. Euro, nach 270 Mio. Euro im vergangenen Jahr.
Die W&W hatte 2001 einen herben Gewinneinbruch hinnehmen müssen, unter anderem wegen ihrer – für einen Privatkundenversicherer untypischen – Exponierung im internationalen Großgeschäft. So kostete das Attentat auf das World Trade Centre die W&W netto 40 Mio. Euro.
Auch andere Erstversicherer ziehen sich aus dem aktiven Rückversicherungsgeschäft zurück. Dazu gehört die öffentlich-rechtliche Feuersozietät Berlin-Brandenburg, die zum Verkauf steht. Sie hatte bisher ein Volumen von etwa 50 Mio. Euro aus internationalem Rückversicherungsgeschäft, darunter hochriskante Luftfahrtdeckungen. Diese Summe will sie stark reduzieren, sagten Versicherer beim internationalen Branchentreffen in Baden-Baden. Das Unternehmen wollte nicht Stellung nehmen.
Es gibt allerdings auch einen Erstversicherer, der sich nicht zurückzieht, sondern sein Rück-Geschäft ausbauen will. Der Gegenseitigkeitsverein DEVK in Köln, die Eisenbahner-Versicherungskasse, plant die Expansion der Tochter DEVK Rückversicherungs-und Beteiligungs-AG.
Der Versicherer führt nach Informationen der FTD deshalb Verhandlungen mit der Gerling-Gruppe, weil es einen kleinen Teil des Deutschland-Geschäfts der Not leidenden Tochter Gerling Globale Rück (GGR) übernehmen will. Bisher hat die DEVK Rück nur 46 Mio. Euro Prämieneinnahmen, davon 3 Mio. Euro für konzernfremde Versicherer. Das könne schon bald erheblich mehr werden. Die DEVK plant offenbar, auf dem Umweg über die Rückversicherung für Dritte, Erfahrungen für die geplante Expansion ins Ausland zu gewinnen. Die DEVK-Gruppe war bisher der größte Kunde der GGR mit 132 Mio. Euro Prämienzahlungen an den Rückversicherer im Jahr 2001 und sucht dafür jetzt andere Partner.
Neben den eigentlichen Vertragsverhandlungen war die Zukunft der GGR gestern der Hauptgesprächsstoff in Baden-Baden. „Es ist schade, dass ein so kompetenter Partner nicht mehr da ist“, sagte ein Versicherer, der Rückversicherungsschutz einkaufen muss. Mehrere Konkurrenten äußerten sich ähnlich. Der defizitäre Gerling-Rückversicherer hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass er alle Termine in Baden-Baden abgesagt hatte, weil noch Verhandlungen über die Zukunft des Unternehmens geführt würden.
Teilnehmer des Baden-Badener Treffens waren skeptisch, dass die GGR doch noch einen Partner finden könnte, der den Großteil des Schaden-und Unfall-Rückversicherungsgeschäft übernimmt.
Zitat:
„Die Rückversicherung für Dritte passt nicht mehr in unseren Fokus“ – W&W-Sprecher
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Quelle: Financial Times Deutschland
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