Converium leidet stark an Altlasten

Von Herbert Fromme, Köln Mit einer unangenehmen Überraschung wartete gestern der Schweizer Rückversicherer Converium auf. Wegen Altlasten aus den Jahren des „weichen“ US-Versicherungsmarkts von 1997 bis 2000 musste Converium allein im dritten Quartal 2002 Nachreservierungen von 60 Mio. $ vornehmen. „Im dritten Quartal sahen wir eine stetige Zunahme von Schadenmeldungen aus Ereignissen dieser Jahre“, sagte Converium-Chef Dirk Lohmann.

Vor allem Haftpflichtschäden schlugen negativ zu Buche, darunter Berufshaftpflichtversicherungen für Mitarbeiter von Pflegeheimen, Autohaftpflicht, Ärzteversicherungen und ähnliche Risiken. Die meisten der betreffenden Verträge seien zwar 2000 und 2001 gekündigt worden, doch belaste der Nachlauf die Converium jetzt sehr stark.

Bei den 60 Mio. $ dürfte es kaum bleiben: Die Gesellschaft untersucht zurzeit ihren Bestand aus diesen Jahren auf zusätzliche Altlasten. „Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass weitere Rückstellungen von bis zu 75 Mio. $ für das vierte Quartal 2002 notwendig sein werden“, teilte das Unternehmen mit. Die Börse reagierte negativ, die Aktie brach um 10,0 Prozent auf 59,50 Franken ein.

Converium, früher Zurich Re, wurde im Dezember 2001 aus der Zurich Financial Services (ZFS) herausgelöst und arbeitet seitdem als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen. Der Alteigentümer hat Converium vor dem Börsengang von weiteren Verpflichtungen aus dem Megaschaden World Trade Center (WTC) sowie von Altlasten vor 1986 freigestellt – sollten solche Schäden auftauchen, zahlt die ZFS. Für Schäden aus den Jahren danach gilt das nicht. Ähnlich wie Converium mussten auch Münchener Rück und Gerling Globale Rück in den letzten Monaten ihre US-Reserven deutlich verstärken, im Fall Gerling mit katastrophalem Ausgang.

Abgesehen von der nötigen Reserveverstärkung ist Lohmann mit dem Geschäft zufrieden. Der zehntgrößte Rückversicherer der Welt erzielte in den ersten neun Monaten des Jahres Prämieneinnahmen von brutto 2,52 Mrd. $, eine Steigerung um 13 Prozent. Der Gewinn nach Steuern betrug 26 Mio. $ – verglichen mit einem Verlust von 386 Mio. $ in 2001. Allerdings ist die Zahl für 2001 nur bedingt vergleichbar: In diesen Zeitraum fielen der WTC-Schaden und die weitreichenden Umstrukturierungen vor dem Börsengang.

Lohmann sagte, dass vor allem die Schaden-und Unfallrückversicherung wegen der hohen Preissteigerungen sehr gut verlaufe. An Risiken, die bisher von der aus dem Markt ausscheidenden Gerling Globale Rück gezeichnet wurden, ist er durchaus interessiert. „Aber die Rendite muss stimmen“, sagte Lohmann. Deshalb gehe Converium sehr vorsichtig an solches Geschäft heran. „Reine Prestige-Accounts interessieren uns nicht.“

Quelle: Financial Times Deutschland

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