Von Herbert Fromme, Köln Die Industrie wird länger als von vielen erwartet mit hohen Preisen für Versicherungsschutz leben müssen – glauben jedenfalls die Industrieversicherer. Willi Suter von der XL Capital und Steve Schleisman, Chef der Allianz Global Risks, argumentierten gestern bei einer Euroforum/Handelsblatt-Konferenz einheitlich: Die Branche habe in den letzten Jahren durch viel zu billigen Versicherungsschutz viel Geld verloren, selbst bei den heutigen Preisen könne nicht davon die Rede sein, die damaligen Verluste wieder hereinzuholen. Weil sehr viel Versicherungskapazität weggebrochen ist und die Kapitalmärkte keinen Ausgleich mehr bieten, seien noch jahrelang hohe Preise fällig.
„Im Regelfall sind zweistellige Prozentsätze für Preiserhöhungen nötig“, sagte Suter. Der 11. September habe die bereits eingeleitete Marktkorrektur verstärkt, sie sei aber noch nicht beendet. „Ich gehe von einer weiteren Konsolidierung aus.“ Zurzeit gibt es weltweit neun Versicherer mit mehr als 1 Mrd. $ Prämie im Großkundengeschäft. „Diese Zahl wird wohl auf vier bis fünf schrumpfen.“
Schleisman sagte, Betrugsfälle wie Enron, Worldcom und Tyco hätten wahrscheinlich einen stärkeren negativen Einfluss auf die Assekuranz als der Schaden von geschätzten 40 Mrd. $ aus dem World Trade Center. „Bei Enron und vielen ähnlichen Fällen wurden Werte in Höhe von 700 Mio. $ zerstört“, sagte er. Versicherer spürten das vor allem durch den Einbruch der Aktienmärkte und Verluste bei Firmenanleihen.
Wie Suter sprach sich auch Schleisman für eine Schaden-Kosten-Quote von deutlich unter 100 Prozent der Beiträge als Ziel aus. In der Industrieversicherung brauche eine Gesellschaft mehr als doppelt so viel Risiko-Kapital pro Prämien-Dollar wie im Privatgeschäft.
Die Allianz erwartet erstmals für 2003 einen technischen Gewinn im schweren Industriegeschäft. Dann soll die Schaden-Kosten-Quote unter 100 Prozent fallen. Für 2002 sagte Schleisman noch 110 Prozent voraus, nach katastrophalen 139 Prozent in 2001. Die Allianz Global Risks deckt Unternehmen mit mehr als 500 Mio. Euro Umsatz und erzielt Prämieneinnahmen von über 2 Mrd. Euro jährlich. Genauere Zahlen wollte die Allianz nicht nennen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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