Strafverfahren wegen Privatinvestments eröffnet
Von Herbert Fromme, Köln Swiss Life hat die Bekanntgabe der Bedingungen für die Kapitalerhöhung um eine Woche verschoben. Die Einzelheiten sollen jetzt am 18. November bekannt gegeben werden. Ursprünglich war der 13. November als Termin genannt worden. Die Verschiebung sei mit der beratenden Bank Credit Suisse First Boston abgestimmt, teilte der Versicherer mit.
Der angeschlagene Marktführer unter den Schweizer Lebensversicherern will sich bis zu 1,2 Mrd. Franken frisches Geld von den Aktionären holen. Ein Scheitern der Maßnahme wäre eine Katastrophe für das Unternehmen – die Rating-Agenturen sehen die Eigenkapitalsituation der Swiss Life schon jetzt sehr kritisch. Auch Kunden und Makler sind beunruhigt. Das gilt auch für Deutschland, hier ist die Swiss Life vor allem als Maklerversicherer tätig.
Offenbar braucht der neue Chef Rolf Dörig mehr Zeit, um die Kapitalmaßnahme den großen Investoren zu verkaufen. Das ist angesichts der Krise, in der das Unternehmen steckt, kein Wunder. In der vergangenen Woche musste Vorstandschef Roland Chlapowski nach nur acht Monaten seinen Hut nehmen, ihm folgte der Banker Dörig, der von Credit Suisse kommt. Auch Andres Leuenberger, der Präsident des Swiss-Life-Verwaltungsrats, kündigte seinen Rücktritt zum Mai 2003 an.
Die Swiss Life leidet an den Folgen der Überexpansion, den stringenten Vorschriften für Mindestzinsen in der heimischen betrieblichen Altersversorgung und mehreren Skandalen. So musste das Unternehmen vor wenigen Wochen erneut wichtige Bilanzzahlen wegen eines Rechenfehlers korrigieren. Diesmal waren es die Halbjahreszahlen, die nach der Korrektur deutlich schlechter ausfielen als ursprünglich mitgeteilt.
An der umstrittenen Investmenttochter Long Term Strategy konnten sich Topmanager mit eigenem Geld beteiligen. Millionengewinne strichen der frühere Finanzchef Dominique Morax und die beiden inzwischen abgelösten Konzernchefs Manfred Zobl, der im Februar ging, und Roland Chlapowski ein. In der Sache führt die Schweizer Versicherungsaufsicht eine Untersuchung durch. Die Bezirksanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte in Zürich hat jetzt ein Strafverfahren eröffnet, nach dem ein so genanntes Vorabklärungsverfahren abgeschlossen wurde. Sowohl die Aufsicht als auch die Staatsanwälte wollen klären, welche Rolle ein Darlehen der Swiss Life an die inzwischen liquidierte Fondsgesellschaft gespielt hat. Die Swiss Life lehnte jeglichen Kommentar zum Strafverfahren ab.
Quelle: Financial Times Deutschland
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