Harte Landung

Der Milliardenverlust des Marktführers Allianz ist der letzte Beweis dafür, dass die globale Wirtschaftskrise auch die Assekuranz erreicht hat

Wenn es noch eines Belegs bedurft hätte, dass die deutsche Versicherungswirtschaft in einer schweren Krise steckt, hat der Marktführer Allianz ihn gestern geliefert. Der Klassenprimus hat einen Verlust von 2,5 Mrd. Euro für das dritte Quartal vorgelegt und es ist nicht sicher, ob er im Gesamtjahr noch einen Gewinn erzielen wird. Der Sanierungsbedarf für die 2001 übernommene Dresdner Bank ist nur einer der Gründe für das miserable Ergebnis. Besonders im Stammgeschäft muss der Konzern hohe Verluste verbuchen; wie viele Konkurrenzunternehmen leiden die Münchner unter hohen Abschreibungen auf Aktienbeständen, den Flutschäden sowie unter dem Zwang, die Reserven für amerikanische Asbest-Altlasten zu stärken.

Die Allianz-Misere führt unmissverständlich vor Augen, dass auch die Assekuranz verletzlich ist. Jahrzehntelang schienen die Versicherer über der realen Welt zu schweben. Als andere Branchen schon Flauten beklagten, die Aktienkurse weltweit nach unten zeigten, machten die Versicherer noch Gewinne. Inzwischen – das zeigen auch die Geschäftsaufgabe der Gerling Globale Rück oder die miserablen Zahlen großer Konzerne wie Axa und AMB Generali – hat die weltweite Krise auch die Versicherungen erreicht. So unangreifbar, wie sie sich wähnten, sind sie beileibe nicht.

Zweimal profitiert

Zwei Faktoren erklären die lange Erfolgsgeschichte der Versicherer. Bis 1994 war es der Staat, der sowohl die Preise als auch die Geschäftsbedingungen der Branche regulierte; damit waren Gewinne garantiert. In dieser Zeit sammelten die Großen der Branche, vor allem die Allianz, ihre enorme Finanzkraft, mit der sie ihre beispiellose Expansionspolitik finanzierten. Nach dem Ende der Regulierung profitierte die Branche sieben Jahre lang von einem anderen Trend – dem Boom an den Aktienmärkten, der den Versicherern vor allem gegen Ende der 90er Jahre gigantische Gewinne bescherte. Auch wenn sie nie mehr als 35 Prozent ihrer Kapitalanlagen in Aktien anlegen durften – die Erträge waren so erquicklich, dass die Branche Verluste im Kerngeschäft Versicherung gerne in Kauf nahm. Hauptsache, die niedrigen Preise spülten genügend Prämienvolumen in die Kassen.

Heute bringen die Aktienbestände keinen Gewinn mehr, sondern kosten Geld, weil sie weniger wert sind und abgeschrieben werden müssen. Die Preise für Versicherungspolicen steigen zwar, dennoch ist das operative Ergebnis aus diesem Geschäft bei den meisten Unternehmen noch immer tiefrot.

Dabei muss man der Allianz zugute halten, dass sie bei den Bilanzen nicht trickst – und keine der Glättungsmöglichkeiten nutzt, die es etwa bei den Abschreibungen gibt. Stattdessen legt sie, dem internationalen Bilanzrecht entsprechend, die Zahlen nackt auf dem Tisch. Schon immer hat der Marktführer die Standards gesetzt: Wenn sich die Allianz traut, ihre Verluste einzugestehen, könnten sich auch die kleineren Konkurrenten dazu durchringen, die Bilanzmassagen auf ein Minimum zu beschränken.

Das Management des Münchner Konzerns mag zwar die leise Hoffnung hegen, dass es durch das Auskehren im dritten Quartal eine gute Grundlage für die Rückkehr zu dauerhaften Gewinnen legen kann. Wer jedoch glaubt, dass die Allianz auf den alten Kurs der nicht zu stoppenden Gewinnmaschine zurückkehren kann, der irrt.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. So werden die Probleme der Dresdner Bank noch lange ihre Spuren in den Allianz-Bilanzen hinterlassen. Jeder andere deutsche Versicherer wäre in den vergangenen Monaten bei einem vergleichbaren Engagement ins Schlingern geraten. Das ist der Allianz zwar auf Grund ihrer Finanzstärke nicht passiert, teuer kommt den Konzern die Bank trotzdem.

Risiken durch Unwetter

Auch das Versicherungsgeschäft ist noch nicht saniert. Konzernchef Henning Schulte-Noelle hat dafür eine Frist bis Ende 2003 gesetzt. Noch gibt die Allianz fast sieben Prozent mehr für Schäden und Kosten aus, als sie an Versicherungsprämien einnimmt. Geradezu rührend bereinigen die Allianz-Manager in ihren Tabellen die versicherungstechnischen Ergebnisse um Großschäden wie das World Trade Center oder die Flut in Deutschland, um so einen niedrigeren versicherungstechnischen Verlust zu errechnen. Dem Ergebnis nützt die Bereinigung nichts, zahlen muss die Gruppe dennoch. Auch weiterhin wird die Allianz hohe Großschäden verkraften müssen.

Große Risiken schlummern auch im Anlagevermögen. Zwar geht Finanzchef Helmut Perlet davon aus, dass Mitte 2003 die Wertverluste aus dem Börsencrash verdaut sind. Aber er weiß genau, dass auch aus festverzinslichen Papieren hohe Verluste entstehen können, wenn die schwierige wirtschaftliche Entwicklung weitere Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten bringt. Der Versicherungskonzern wird auch künftig höchst volatile Ergebnisse vorweisen – wie es auch in allen anderen Branchen üblich ist.

Zitat:

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e-mail:

fromme.herbert@ftd.de.

Quelle: Financial Times Deutschland

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