Der Fall „Prestige“ ist nach Meinung deutscher Reeder ein Beleg dafür, dass die Europäische Union schnell zu einer „Nothafenregelung“ finden muss. „Es kann nicht sein, dass ein Hafen einem Schiff den Zugang verwehrt, um vor Ort kleinere Umweltschäden zu verhindern, und damit eine viel größere Umweltverschmutzung verursacht“, sagte Bernd Kröger, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder in Hamburg.
Spanische Häfen hatten der „Prestige“ die Einfahrt untersagt. Dort aber hätte der Tanker möglicherweise leichter ausgepumpt werden können. Kröger fordert deshalb eine schnelle gesetzliche Verpflichtung für europäische Häfen, sich für solche Notfälle zu öffnen.
Wie alle Schiffe wurde auch die „Prestige“ regelmäßig von einer so genannten Klassifizierungsgesellschaft begutachtet. Diese Art von „Schiffs-TÜV“ ist nicht unumstritten, da die damit befassten Firmen oftmals von den Aufträgen der Reedereien abhängen und daher nicht immer neutral bewerten. Im Fall des verunglückten Tankers aber nahm das American Bureau of Shipping, eine renommierte Gesellschaft aus den USA, die Untersuchungen vor und fand – zuletzt im Januar dieses Jahres – keine gravierenden Mängel.
„Sollte es starke Korrosionserscheinungen gegeben haben, so hätten die bei der Besichtigung der Tanks auffallen müssen“, meint Kröger. Von außen würde man solche Schäden nicht unbedingt erkennen.
Die „Prestige“ wurde 1976 in Japan gebaut. Solche alten Einhüllentanker dürfen auf internationalen Gewässern nur noch bis 2005 fahren. Bis 2015 dauert das „Phase-out“. Bis dahin müssen auch jüngere Einhüllentanker die Weltmeere verlassen. Dies hat die International Maritime Organisation, die Schifffahrtsektion der Vereinten Nation, im vergangenen Jahr beschlossen – nicht zuletzt auf Druck der Europäer.
Quelle: Financial Times Deutschland
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