Münchener-Rück-Tochter setzt dennoch auf Anteilsscheine und erwartet langfristig wieder bessere Renditen
Von Judith Csaba und Herbert Fromme, Düsseldorf Der Wertverlust des Aktienportfolios lässt die Bilanz der Ergo-Versicherungsgruppe 2002 alt aussehen. Aber der zweitgrößte Versicherer des Landes, der zur Münchener Rück gehört, glaubt weiter an die Börse. „Aktien bleiben eine attraktive Anlageform für Versicherer“, sagte Vorstand Franz Wilhelm Hopp. Langfristig sei eine höhere Rendite gegenüber festverzinslichen Anlagen zu erwarten. „Die kurzfristige Volatilität wird dabei akzeptiert“, sagte Hopp.
In den ersten drei Quartalen 2002 schlug diese Volatilität mit einer Belastung von 2,88 Mrd. Euro zu Buche. Konzernchef Lothar Meyer musste ein Defizit von 645 Mio. Euro melden, gegenüber einem Gewinn von 203 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.
Die Verluste aus den Aktien kosten nicht nur die Aktionäre Geld, sondern auch die Kunden: So gingen die Leistungen der Lebensversicherer um 1,92 Mrd. Euro auf 3,07 Mrd. Euro zurück, die der Krankenversicherer um 349 Mio. Euro auf 2,68 Mrd. Euro, vor allem durch eine niedrigere Dotierung der Rückstellungen für Beitragsrückerstattung.
Besserung ist zumindest kurzfristig nicht in Sicht. Meyer erwartet sogar noch eine Erhöhung des Fehlbetrags im vierten Quartal. Festlegen wollte er sich nicht. „Das Jahresendergebnis lässt sich auf Grund der volatilen Aktienmärkte nicht prognostizieren.“
Die Ergebnisse, die nach dem International Accounting Standard (IAS) berechnet seien, könnten kaum mit den Zahlen eines Versicherers verglichen werden, der nach dem deutschen Handelsgesetzbuch abrechnet, sagte er. Trotz des tiefroten Ergebnisses geht Meyer davon aus, dass Ergo auch für 2002 eine Dividende ausschütten wird.
Hochzufrieden zeigte sich die Spitze des Konzerns, der aus Victoria, Hamburg-Mannheimer, DAS und DKV besteht, mit dem Umsatzwachstum. Bei den Beiträgen legte die Gruppe um 7,4 Prozent auf 11 Mrd. Euro zu. In der Lebensversicherung konnten die Töchter Victoria Leben und Hamburg-Mannheimer das einheimische Neugeschäft um 28,4 Prozent auf 770 Mio. Euro Jahressollbeitrag erhöhen.
Die Riester-Renten trugen moderat dazu bei: Bis zum 30. September 2002 verkaufte Ergo insgesamt 479 000 Policen. „Wir sind deutlich unter unseren absoluten Zielvorgaben geblieben“, sagte Victoria-Vorstand Michael Rosenberg. Die Victoria wollte eine Million Verträge verkaufen, kam bis September aber nur auf 253 000. Beim Marktanteil hätten beide Unternehmen mit je zehn Prozent die Vorgabe erreicht. Für den Rest des Jahres hat Rosenberg Hoffnung: „Seit der Bundestagswahl hat der Verkauf von privaten Riester-Policen deutlich angezogen.“ 2003 will Ergo insbesondere bei der betrieblichen Altersvorsorge wachsen. „Das durch die Reform induzierte Geschäft hat sich sehr gut angelassen, wir konnten 1300 Arbeitgeber-Verträge abschließen“, sagte Rosenberg. Bis Ende 2002 werden aber nur 100 000 der drei Millionen potenziellen Kunden unterschrieben haben.
Wachstumspotenzial gebe es auch in den ausländischen Märkten, so Ergo-Chef Meyer, insbesondere in Osteuropa, Italien und Spanien. In Slowenien nimmt Ergo gerade den Geschäftsbetrieb auf.
Die Ergo nannte erstmals Zahlen für die Überschussbeteiligung ihrer Lebensversicherer ohne Einrechnung des Schlussgewinnanteils. Die Victoria Leben liege 2003 bei etwa 5,1 Prozent, 0,2 Punkte schlechter als die Allianz, die Hamburg-Mannheimer sei etwa gleichauf mit dem Marktführer, sagte Rosenberg.
Zitat:
„Aktien bleiben eine attraktive Anlageform für Versicherer“ – Ergo-Vorstand Franz Wilhelm Hopp
Bild(er):
Fallende Kurse, wie sie die Dax-Tafel manchmal anzeigt, nimmt Ergo kurzfristig in Kauf – Andreas Varnhorn.
Quelle: Financial Times Deutschland
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