Auch für die Allianz gilt die Schwerkraft

Kapitalmarktschwäche zwingt Marktführer zur Reduzierung der Überschussbeteiligung für Lebenspolicen

Die negative Kapitalmarktsituation holt auch die Allianz Lebensversicherung ein. Das Unternehmen muss wegen der seit Jahren sinkenden Zinsen und der schlechten Börsensituation die Überschussbeteiligung bei Kapitallebensversicherungen von 6,8 Prozent auf 5,3 Prozent senken. Noch im August hatte das Management eine Senkung abgelehnt.

Die 5,3 Prozent könne das Unternehmen mit seinen Kapitalanlagen langfristig erwirtschaften, sagte Vorstand Maximilian Zimmerer. „Wir buttern nicht zu“, bestätigte Vorstandschef Gerhard Rupprecht. Reserven müssten nicht angegriffen werden. Allerdings nutzt die Allianz die 2001 neu geschaffenen Bilanzierungsmöglichkeiten des Paragrafen 341b Handelsgesetzbuch. Danach kann ein Versicherer Abschreibungen auf Wertpapiere zeitlich strecken. Welche Summe an „stillen Lasten“ die Allianz 2002 damit bilden wird, wollte Rupprecht nicht sagen. Auch bei dem Ausmaß der in diesem Jahr nötigen Abschreibungen auf Aktien hielt er sich zurück. „Ich kann aber nicht ausschließen, dass der Abschreibungsbedarf über 1 Mrd. Euro beträgt“, sagte er.

Bei Vertragsabschluss garantieren Versicherer den Kunden eine Verzinsung auf den Sparanteil, der rund 80 Prozent der Prämie ausmacht. Die maximale Höhe der Garantie wird staatlich festgelegt und liegt zurzeit bei 3,25 Prozent. Die Gesellschaften können den Kunden aber mehr gutschreiben. Die Höhe legen sie immer im Herbst für das kommende Jahr fest.

Die Überschussbeteiligung ist für die Versicherer das entscheidende Wettbewerbsinstrument. Die Festlegung von Branchenprimus Allianz hat Signalwirkung – und nimmt den Druck von Wettbewerbern, trotz einbrechender Kapitalerträge hohe Gewinnbeteiligungen anzukündigen.

Die meisten der rund 120 Lebensversicherer haben sich für 2003 noch nicht festgelegt, sondern auf die Allianz gewartet. Einige wenige Ankündigungen gibt es: Die Mannheimer zahlt künftig nur noch den Garantiezins. Auf der anderen Seite behält die Debeka ihre 6,8 Prozent bei.

Was bei den Kapitalanlagen Sorgen bereitet, hat beim Neugeschäft der Allianz positive Effekte. Die Turbulenzen an den Börsen lassen Kunden stärker zu Lebensversicherungen greifen, bei denen immerhin die Einlagen sicher sind. „Der Markt hat in diesem Jahr zu Gunsten der Lebensversicherer entschieden“, sagte Rupprecht.

Das Neugeschäft stieg in den ersten zehn Monaten 2002 um 30,3 Prozent, die Jahresneubeiträge betrugen 2,03 Mrd. Euro. Die Allianz Leben habe ihren Marktanteil im Neugeschäft von 14,4 auf 17,4 Prozent weiter ausgebaut.

Nur die Riester-Rente verläuft enttäuschend. Bislang hat die Allianz 535 000 Verträge verkauft, sie wollte bis Ende 2002 aber 1,3 Millionen Policen absetzen. Auch der Riester-Verkauf über die Dresdner Bank, im vergangenen Jahr mit Hinweis auf das Altersvorsorgegeschäft übernommen, verlief mit nur wenigen Zehnttausend Policen ruhig. Mit der betrieblichen Altersversorgung dagegen ist die Allianz zufrieden, will allerdings noch keine Zahlen über das Geschäftsvolumen vorlegen.

Anja Krüger, Stuttgart, und Herbert Fromme, Köln

Quelle: Financial Times Deutschland

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