Versicherer steht vor „Blut-Schweiß-und-Tränen“-Projekt
Von Herbert Fromme, Köln Gerling-Konzernchef Heinrich Focke hat ein weit reichendes Umbau-und Kostensenkungsprogramm für den zum Verkauf stehenden Konzern auf den Weg gebracht. In einem Schreiben an alle Mitarbeiter erläuterte Focke gestern das in Interviews bereits angekündigte Projekt „New Gerling“, das mit „Blut, Schweiß und Tränen“ verbunden sei. Es geht weit über das „Aufbruch“-Programm vom Jahresanfang hinaus, das bisher laut Focke zu Kostensenkungen von 65 Mio. Euro geführt hat.
Unter anderem reagiert er auf die Tatsache, dass sich der Gruppenumsatz – 2002 noch 10,5 Mrd. Euro – im Jahr 2003 nahezu halbieren wird: Gerling hat den größtenteils in Abwicklung befindlichen Rückversicherer Gerling Globale Rück mit 5,8 Mrd. Euro Volumen an den Manager Achim Kann abgegeben. „Deshalb ist es notwendig, den Konzern mit,New Gerling‘ seiner neuen Größe und Marktpositionierung anzupassen“, schreibt Focke. „Schmerzliche Einschnitte sind dabei unumgänglich.“ Konkrete Zahlen zum Arbeitsplatzabbau nennt er nicht. Auch ein Konzernsprecher wollte sich nicht festlegen. Kürzungen dürfte es unter anderem bei den zentralen Dienstleistungsbereichen geben, in denen 1500 Angestellte arbeiten.
Focke begründet „New Gerling“ auch mit dem verstärkten Interesse von Investoren am Konzern. „Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben erneut deutlich gemacht, dass es für Gerling nicht nur ein Zusammengehen mit einem anderen Versicherer gibt, sondern dass auch institutionelle Investoren an unserem Unternehmen interessiert sind, verstärkt nach dem Verkauf der Rück.“
Der Konzernchef legt die Messlatte hoch. Für das Nichtleben-Geschäft will er die „combined ratio“ – das Verhältnis von Schäden und Kosten zu Prämieneinnahmen – schon 2003 auf unter 100 Prozent drücken. Für 2002 erwartet Gerling netto 104,4 Prozent.
Quelle: Financial Times Deutschland
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