K onzern soll weiter für Forderungen gegen Rückversicherer GGR haften “ Verkaufspläne belastet
Von Herbert Fromme, Köln Kunden der Gerling Globale Rückversicherung (GGR), die der Konzern zu Jahresbeginn 2003 an den Manager Achim Kann abgegeben hatte, bezweifeln die Wirksamkeit der Transaktion. Sie fürchten um ihre lang laufenden Ansprüche in Millionenhöhe gegen den in Abwicklung befindlichen Rückversicherer, der einen neuen, finanzschwachen Eigner hat.
Nach Informationen der FTD lassen mehrere Unternehmen juristisch prüfen, ob die Haftung des Gerling-Konzerns für die Schulden der GGR trotz des Übergangs an Kann fortbesteht. Dazu gehören Axa und Gothaer. Ein Gothaer-Sprecher bestätigte die Prüfung, die Axa wollte keinen Kommentar abgeben.
Die Opposition aus dem Kundenlager kann weitreichende Folgen für den Gerling-Konzern und seine Aktionäre Rolf Gerling, der 65,5 Prozent hält, und die Deutsche Bank mit 35,5 Prozent haben. Sollte der Konzern weiter für den Not leidenden Rückversicherer haften müssen, stehen der Verkauf des restlichen Konzerns und damit die Zukunft der gesamten Gerling-Gruppe auf dem Spiel.
Auf Drängen der Deutschen Bank haben die Anteilseigner den Gerling-Konzern nach hohen Verlusten zum Verkauf gestellt. Bisher liegt nur ein Angebot des HDI-Konzerns vor, mit dem die Aktionäre aber nicht zufrieden sind. Voraussetzung für einen Verkauf ist in jedem Fall die Bereinigung des GGR-Problems – vom Gruppenverlust von 400 Mio. Euro, den Konzernchef Heinrich Focke für 2002 vorhersagt, stammen 300 Mio.Euro vom Rückversicherer.
Gerling hatte im vergangenen Jahr erfolglos versucht, die hoch defizitäre GGR zu verkaufen. Als das Vorhaben scheiterte, musste die GGR das Neugeschäft im Hauptgeschäftsfeld Schaden-und Unfall-Rückversicherung einstellen. Um die Konzernbilanz vom Rückversicherer und seinen Altlasten, vor allem aus dem USA-Geschäft, zu befreien, übertrug der Konzern die GGR an die „Lago Achte“.
So kam ein Rückversicherer mit immerhin 5,9 Mrd. Euro Umsatz – die Nummer sechs in der Welt – unter die Kontrolle der kleinen GmbH, die wiederum dem im Ruhestand lebenden Rückversicherungsmanager Achim Kann gehört. Den Kaufpreis von mindestens 200 Mio.Euro hat Gerling gestundet, er wird erst fällig, wenn Kann bei der Abwicklung des GGR-Altgeschäfts einen entsprechenden Gewinn erzielt.
Die Kritiker des Eignerwechsels glauben, dass der Konzern trotzdem weiter haftet. Gerling bestreitet das. „Nur wenn es eine stetige, nachteilige Einwirkung des Konzerns auf den Rückversicherer gegeben hätte, könnte man von einer solchen Durchgriffshaftung ausgehen. Diese Einwirkung hat es aber nicht gegeben“, erklärte Gerling-Chefjurist Christoph Ebert der FTD.
Erstversicherer sehen das anders: Sie wollen prüfen, ob die Rückversicherung innerhalb des Konzerns Lasten anderer Konzerntöchter übernommen hat, und herausfinden, wo die Entscheidungen für den Ankauf der maroden US-Tochter Constitution Re getroffen wurden – auf Rück-oder auf Konzernebene. Sollte letzteres der Fall sein, habe der Konzern die Verantwortung für die prekäre Finanzlage der Tochter, argumentieren sie.
Der Eigentümerwechsel hat die deutsche Finanzaufsicht BAFin auf den Plan gerufen. „Wir machen eine Anteilseignerkontrolle“, sagte eine Sprecherin. Dabei gehe es um die Zuverlässigkeit des neuen Eigners, auch um seine finanziellen Möglichkeiten im Hinblick auf die übernommenen Risiken. Die BAFin will bis März entscheiden. Die Aufseher in den USA und in Großbritannien prüfen ebenfalls.
Sollten sich die unzufriedenen Kunden der GGR juristisch durchsetzen oder die Aufseher den Deal nicht genehmigen, hätten Rolf Gerling und die Deutsche Bank erhebliche Probleme. Dann hätte der Gerling-Konzern nach Ansicht von Branchenkennern Mühe, die gesetzlich vorgeschriebenen Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen. Frisches Geld der Aktionäre wäre nötig – oder das gesamte Geschäft müsste eingestellt werden.
Zitat:
„Wir machen eine Anteilseignerkontrolle bei der Gerling Globale Rück“ – BAFin-Sprecherin
Bild(er):
Die Probleme beim Rückversicherer GGR entwickeln sich zum Sprengsatz für den Gerling-Konzern – Fotocredit.
Quelle: Financial Times Deutschland
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