Kieler Werft kämpft mit Problemen im Handelsschiffbau
Die Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) in Kiel entlässt mehr als 20 Prozent ihrer Belegschaft. Helmut Burmester, Chef des größten deutschen Schiffbauers, erklärte, bis Mai 2004 müssten rund 750 der derzeit 3400 Mitarbeiter gehen. Grund seien „dramatisch verschlechterte Rahmenbedingungen“ beim Bau von Handelsschiffen, aber auch bei U-Booten.
HDW ist weltweit der größte Hersteller von U-Booten mit nichtnuklearem Antrieb. Die Kapazitäten im Bau von Frachtschiffen, Kreuzfahrtschiffen oder Yachten hatte das Unternehmen schon in den vergangenen Jahren reduziert. Ganz verabschieden wolle man sich aus diesem Bereich aber nicht, so Burmester. „Ziel ist es, die Werft überlebens-und wettbewerbsfähig im Überwasser-wie Unterwasserschiffbau zu erhalten und den Standort Kiel zu sichern.“
Die meisten deutschen Werften kämpfen derzeit gegen Billig-Konkurrenz aus Fernost um neue Aufträge. Seit die EU im vergangenen Herbst erneut Subventionen im Schiffbau erlaubte, bestellten Reeder auch wieder in Deutschland. Davon profitierten bislang aber vor allem die modernen Werften in Mecklenburg-Vorpommern.
HDW müsse deshalb seine Strukturen anpassen und vor allem die auf Verarbeitung großer Stahlmengen ausgelegte Fertigung verkleinern, erklärte Burmester. Mit dem Betriebsrat würden jetzt Verhandlungen über einen Sozialplan beginnen.
Vor drei Jahren hatte HDW den letzten Großauftrag im zivilen Schiffbau erhalten. Nach der Ablieferung von sechs Fähren für die griechische Reederei Superfast stand allerdings ein Verlust von mehr als 200 Mio. Euro in den Büchern.
Klaus Lederer, ehemaliger Chef des damaligen HDW-Mehrheitsaktionärs Babcock Borsig, nutzte das sich abzeichnende Desaster im Herbst 2000, um kurzerhand den gesamten Vorstand zu entlassen und die Leitung der Werft selbst zu übernehmen. Der Bau von Handelsschiffen sollte künftig nur noch zehn Prozent der HDW-Produktion ausmachen.
Burmester, der Lederer im vergangenen Sommer ablöste, erklärte, die neuen Pläne stünden nicht im Zusammenhang mit Gerüchten über eine Übernahme der Werft durch den ThyssenKrupp-Konzern. Burmester: „Es geht darum, HDW sicherer zu machen und dem Unternehmen alle strategischen Optionen offen zu halten.“
Im vergangenen Jahr hatten Babcock Borsig und TUI den Schiffbauer an den US-Investor One Equity Partners verkauft. Zumindest die Werftensparte bei ThyssenKrupp hat aber mittelfristig Interesse an HDW. Gemeinsam mit Blohm + Voss in Hamburg und den Nordseewerken in Emden könnte dann ein deutscher Verbund für den Bau von Kriegsschiffen entstehen, der international wettbewerbsfähig ist. Schon lange kooperieren die drei Werften bei Aufträgen der deutschen Marine und aus dem Ausland.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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