AMB Generali sucht Heil in Sparplan

Drittgrößte deutsche Versicherungsgruppe streicht 1250 Arbeitsplätze “ Aktienquote fällt auf fünf Prozent

Von Herbert Fromme und Anja Krüger, Köln AMB Generali hat 2002 auf Grund von Abschreibungen nicht nur herbe Verluste hinnehmen müssen – die drittgrößte deutsche Versicherungsgruppe hat auch mit bisher ungewohnten Wachstumsschwächen zu kämpfen. Mit einem „Fitnessprogramm“ will Konzernchef Walter Thießen die zur italienischen Generali gehörende Gruppe profitabler machen. Bis 2005 sollen die Kosten konstant gehalten und 1250 Arbeitsplätze gestrichen werden, während die Gruppe deutlich wachsen will.

Zum AMB-Konzern gehören die Aachener und Münchener Versicherungen, Volksfürsorge, Thuringia Generali, Cosmos Direkt und Dialog Lebensversicherung. Bereits im Februar hatte AMB gemeldet, dass die Gruppe nach Abschreibungen und Naturkatastrophen einen Verlust von 235 Mio. Euro nach Steuern aufweist.

Insgesamt muss AMB 4 Mrd. Euro abschreiben. „80 Prozent davon haben wir bereits erledigt“, sagte Finanzvorstand Dietmar Meister gestern. Die im MDax notierte Aktie verlor 0,1 Prozent auf 33,81 Euro.

Die Gruppe muss in den ersten beiden Quartalen 2003 aber noch weitere heftige Abschreibungen vornehmen. Als Konsequenz aus den Verlusten hat Meister die Aktienquote bei den Kapitalanlagen von 12,9 Prozent auf 7,4 Prozent Ende 2002 gesenkt. Inzwischen liegt sie unter fünf Prozent.

Von der Bundesregierung verlangt Thießen Änderungen der Steuergesetze. Nach der vor drei Jahren eingeführten Regelung werden Kapitalerträge nur noch dort besteuert, wo sie anfallen, zum Beispiel bei Fonds. Dadurch brauchen Lebensversicherer selbst bei hohen Gewinnen keine Steuern zahlen – in verlustreichen Zeiten dagegen schon. „Wir haben als Versicherungswirtschaft mit dem Bundeskanzler und Finanzminister darüber gesprochen, und das Problem ist wohl erkannt“, sagte Thießen.

Für das „anspruchsvolle Fitnessprogramm“ will er nur im Innendienst Arbeitsplätze abbauen. In der Schaden-Unfall-Versicherung soll die Gruppe bis 2005 eine Schaden-Kosten-Quote von unter 100 erreichen. Diese Quote gibt an, wie hoch die Aufwendungen für die Schäden und Kosten im Verhältnis zu den Beitragseinnahmen sind. Im vergangenen Jahr betrug sie wegen der Stürme und Überschwemmungen 107,7 Prozent.

AMB wächst derzeit langsamer als der Markt: Die Gesamtbeiträge im selbst abgeschlossenen Geschäft stiegen um 4,2 Prozent auf 11,5 Mrd. Euro, der Markt legte im Schnitt um 4,4 Prozent zu. Während die Branche bei den Lebensversicherungen mit Einmalbeiträgen um 14 Prozent zulegte, verzeichnete AMB hier ein Minus von 9,9 Prozent.

Der Neuzugang in laufenden Jahresbeiträgen sank von 992 Mio. Euro auf 859 Mio. Euro. Thießen verwies auf Sondereffekte bei der Volksfürsorge 2001 und einen Einbruch bei den fondsgebundenen Lebensversicherungen.

An Übernahmen zeigt sich AMB-Chef Thießen nicht abgeneigt – allerdings nur im Versicherungssektor. An Banken ist er dagegen nicht interessiert. Beim Zukauf von Versicherern müsse man warten können und sich die Bilanzen genau anschauen.

Im Riester-Geschäft gehört AMB mit bislang 615 000 verkauften Policen zur Spitzengruppe. Probleme gibt es allerdings mit der Bearbeitung der Verträge. „70 Prozent der Anträge sind falsch ausgefüllt“, berichtete Thießen. Der AMB-Chef forderte eine Vereinfachung des Verfahrens.

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AMB-Generali-Chef Walter Thießen will Deutschlands drittgrößte Versicherungsgruppe mit einem „Fitnessprogramm“ wieder flott machen – Hake pressefoto/Bjoern Hake.

Quelle: Financial Times Deutschland

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