Luxemburger Terrorversicherer gibt auf

Allianz und Partner stellen SRIR-Neugeschäft ein “ Mangelndes Risikobewusstsein bei Industriebetrieben als Ursache

Von Herbert Fromme, Köln Die Allianz und fünf andere Versicherer haben das Neugeschäft ihres Luxemburger Terrorversicherers Special Risk Insurance and Reinsurance Luxembourg (SRIR) eingestellt. Bisher hat das Anfang 2002 gegründete Unternehmen nur rund 80 Policen verkauft. „Offenbar ist bei vielen Unternehmen kein Risikobewusstsein vorhanden, was den Terrorismus angeht“, sagte Steve Schleisman der FTD.

Schleisman ist Chef der Allianz-Industrieversicherungstochter Allianz Global Risks und Aufsichtsratschef der SRIR. Das mangelnde Risikobewusstsein sei nicht auf deutsche Unternehmen beschränkt, es herrsche auch bei Unternehmen im restlichen Europa und in den USA vor. Das sehe man an den Problemen der Versicherer mit der neuen US-Terrordeckung.

Der deutsche Spezialversicherer Extremus, der von der Assekuranz mit Hilfe einer staatlichen Rückdeckung ins Leben gerufen wurde, sieht sich dagegen auf gutem Wege. „Wir stellen das Geschäft bestimmt nicht ein“, sagte Vorstandsmitglied Dirk Harbrücker.

Die Allianz hatte das Luxemburger Projekt nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 initiiert. Zudem beteiligten sich Zurich Financial Services, Swiss Re, Hannover Rück und der Bermuda-Versicherer XL Winterthur, alle mit jeweils 18,18 Prozent. Der Rückversicherer Scor übernahm 9,1 Prozent.

Die Gesellschaft versicherte nur durch Terrorismus angerichtete Gebäudeschäden – keine Betriebsunterbrechungen – bis 275 Mio. Euro pro Risiko. Sie konzentrierte sich dabei auf internationale Risiken und sah sich nicht als Konkurrent zu Extremus. Im Gegenteil: „Wir hatten gehofft, dass der Marktantritt von Extremus auch bei der SRIR zu einer Belebung des Geschäfts führt. Schließlich sehen die Unternehmen dann, welchen Terrorrisiken sie ausgesetzt sind, und decken auch ihre ausländischen Anlagen ab“, sagte Schleisman. Auslandsdeckungen sind bei Extremus nicht zu erhalten, dafür müssen sich Konzerne andere Versicherer wie etwa SRIR suchen.

Auf diesem Markt waren die Luxemburger aber längst nicht mehr allein. Zusätzlich zur generellen Zurückhaltung vieler Unternehmen, sich gegen das Risiko abzusichern, musste der Versicherer sich auch mit Konkurrenten auseinander setzen, die ähnlichen Versicherungsschutz anboten. Als Konsequenz fielen die Preise. „Die Preise waren deutlich zu niedrig“, sagte Schleisman.

Die SRIR soll als Firma bestehen bleiben, auch die Lizenz in Luxemburg wollen die Aktionäre erhalten. „Sollte die Nachfrage wieder zunehmen, wären wir schnell wieder da“, sagte Schleisman. Hohe Investitionen seien nicht angefallen. Bestehende Policen würden ganz normal bis an das Ende der Laufzeit Deckung bieten.

Extremus scheint dagegen seine Anfangsschwierigkeiten zu überwinden. Das von 16 deutschen Versicherern gegründete Unternehmen hatte ursprünglich erklärt, nur mit Prämieneinnahmen von mindestens 300 Mio. Euro pro Jahr überleben zu können. Doch nach Angaben aus Marktkreisen konnte das Unternehmen in Nachverhandlungen mit Rückversicherern, darunter Berkshire Hathaway, seine Konditionen deutlich verbessern. Deshalb kann Extremus auch mit deutlich weniger als 300 Mio. Euro Umsatz bestehen.

Vorstand Harbrücker ist optimistisch: Bisher seien 800 Policen verkauft worden, zu den Kunden gehörten auch je zwei große Industrieversorger und Chemiekonzerne. „Die Entscheidungsprozesse sind bei großen Unternehmen natürlich etwas länger“, sagte Harbrücker weiter. Jetzt wachse die Nachfrage aber stetig. Die Mehrzahl der Abschlüsse stammt von Mittelständlern und Gemeinden.

In die von der SRIR hinterlassene Lücke will Extremus nicht einsteigen – obwohl es Bedarf bei den Konzernen nach Terrordeckungen auch für ausländische Niederlassungen gebe. Das wolle aber der Bund nicht, der als Rückversicherer mögliche Schäden über 3 Mrd. Euro bis zu einer Höchstgrenze von 13 Mrd. Euro übernimmt, sagte Harbrücker. Es werden nur Risiken in Deutschland versichert. „Da geht es auch um den Standort Deutschland.“

Bild(er):

Polizisten vor dem Eingang zum Paradise Hotel in Kikambala/Kenia nach dem Terroranschlag im November 2002 AP/Karel Prinsloo.

Quelle: Financial Times Deutschland

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