Baisse, Bank und USA fressen Gewinne auf

Konzern meldet ersten Verlust nach II. Weltkrieg “ Operative Verbesserungen im Kerngeschäft reichen nicht aus

Von Herbert Fromme, München Mit einem Verlust von 1,2 Mrd. Euro, dem ersten Defizit in der Geschichte des Allianz-Konzerns seit dem Zweiten Weltkrieg, verabschiedete sich gestern Vorstandschef Henning Schulte-Noelle. Im Vorjahr hatte der Konzern noch 1,6 Mrd. Euro verdient. Dennoch soll die Dividende von 1,50 Euro beibehalten werden.

Die wichtigste Ursache für den massiven Verlust des Versicherungskonzerns waren die riesigen Aktienpakete, die seine Töchter in den letzten Jahren aufgebaut hatten. Die Abschreibungen beliefen sich auf 5,5 Mrd. Euro. Nach Steuern wirkten sie sich mit 2,7 Mrd. Euro negativ auf das Ergebnis aus. Vorstandsmitglied Helmut Perlet sagte gestern, beim aktuellen Dax-Stand sei auch im ersten Quartal 2003 mit einer weiteren Nettoabschreibung von 740 bis 750 Mio. Euro zu rechnen.

Die Bank-Aktivitäten des Konzerns belasteten das Ergebnis 2002 mit 1,3 Mrd. Euro, verglichen mit einem positiven Beitrag von 297 Mio. Euro im Jahr 2001 – beide Zahlen vor Abschreibungen auf den Unternehmenswert und die Markennamen.

Mit 762 Mio. Euro belasteten Rückstellungen für Umwelt-und Asbestschäden in den USA das Konzernergebnis. Auch die Sommerflut hinterließ Spuren: Sie kostete die Allianz 710 Mio. Euro.

Der scheidende Vorstandschef Schulte-Noelle verteidigte die internationale Expansion und die Übernahme der Dresdner Bank. Von Fehlern in der Expansions-und Übernahmepolitik unter seiner elfjährigen Ägide will er nichts wissen: „Die Entwicklung der Gruppe bietet keinen Anhaltspunkt dafür zu sagen, da ist etwas schief gegangen.“ Schulte-Noelle wechselt am 29. April in den Aufsichtsrat.

Perlet hob die positive Entwicklung des Kerngeschäfts Versicherung hervor. Die Beiträge stiegen um zehn Prozent auf 82,6 Mrd. Euro, davon stammen 42,5 Mrd. Euro aus der Schaden-und Unfallversicherung, ein Plus von drei Prozent. Die Lebensversicherung legte um 19 Prozent auf 40,1 Prozent zu. Im Schaden-und Unfallgeschäft profitierte der Konzern von steigenden Preisen.Vor allem in Deutschland und Italien verdiente die Allianz Geld. In Nordamerika musste sie einen Verlust von 964 Mio. Euro zeigen, der ähnlich hoch ausfiel wie das Defizit von 1,06 Mrd. Euro im Vorjahr.

In der Lebens-und Krankenversicherung schlug die negative Entwicklung der Aktienmärkte durch. Der Jahresüberschuss ging von 229 Mio. Euro auf 19 Mio. Euro zurück. Im Asset Management ist die Allianz eines der fünf größten Unternehmen der Welt mit 989 Mrd. Euro Anlagegeldern nach 1126 Mrd. Euro im Vorjahr. Das operative Ergebnis verbesserte sich von 313 Mio. Euro auf 495 Mio. Euro.

Zitat:

„Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass etwas schief gegangen ist“ – Henning Schulte-Noelle

Bild(er):

Schwere Last: US-Tochter Fireman’s Fund und Dresdner – Corbis/Joaquin Palting; FTD-Montage

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Seite 34.

Quelle: Financial Times Deutschland

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