Einzelne Anbieter für Luftfahrt erwägen höhere Prämien
Von Herbert Fromme, Köln Der internationale Markt für Luftfahrt-und Transportversicherungen hat bislang moderat auf den Irak-Krieg reagiert, heißt es in London. Er gilt weltweit als Zentrum für diese Deckungen. „Das hängt mit der gegenwärtig vorherrschenden scharfen Konkurrenz unter den Transportversicherern zusammen“, sagte ein Versicherer im Londoner Versicherungsmarkt Lloyd’s.
Ralf Oelßner, Versicherungschef der Lufthansa, bestätigt die ruhige Haltung der Versicherer. „Bisher ist als Folge des Kriegsausbruchs nichts passiert“, sagte Oelßner. Er erwartet, dass Versicherer die bisherigen Kriegsrisiko-Deckungen für Flugzeuge mit einer Frist von sieben Tagen kündigen werden. „Dabei geht es aber nicht darum, dass die Versicherer die Risiken loswerden wollen“, sagte er. „Sie wollen mit den Airlines neue geografische Beschränkungen vereinbaren, außerdem die Kündigungsfrist von sieben Tagen auf 48 Stunden senken.“
Möglicherweise werde es auch Preiserhöhungen geben. „Der Markt ist gespalten“, hat Oelßner beobachtet. Man könne nicht ausschließen, dass der eine oder andere Luftfahrtversicherer drastische Mehrprämien fordern wolle. Als einheitlicher Trend des Marktes sei ein solches Verhalten aber nicht zu beobachten.
Auch in der Schiffsversicherung blieben Panikreaktionen aus, aber in diesem Sektor kam es schon zu deutlichen Preissteigerungen: Für Schiffe, die in die Kriegsregion fahren, müssen Reeder für eine einzelne Reise von sieben Tagen jetzt zwischen 0,5 Prozent und 1 Prozent des Schiffswerts zusätzlich zur normalen Prämie als Kriegsrisikozuschlag zahlen. Für einen großen Öltanker mit einem Schiffswert von 30 Mio. $ bis 50 Mio. $ sind das bis zu 500 000 $ für eine Fahrt.
Diese Deckung betrifft das Schiff selbst. Aber auch die Versicherung der Ladung wird für die Reeder deutlich teurer. Versicherer können jederzeit nach Ausbruch eines Krieges ihre bestehenden Kriegsrisiko-Deckungen mit einer Frist von zwei bis sieben Tagen kündigen. Der Zeitraum soll es einem Schiff erlauben, einen sicheren Hafen anzulaufen. Nur Güter und Schiffe, die schon in der Krisenregion unterwegs sind, sind bis zum Endpunkt der Reise weiter versichert.
In der Regel bieten die Versicherer bestehenden Kunden dann weiterhin Deckung, aber sie verlangen einen deutlich höheren Preis. Das Londoner War Risks Rating Committee, das Marktzuschläge für Kriegsrisiken festlegt, hatte am 18. März die Rahmenbedingungen neu festgelegt. Sie werden in vielen Fällen aber individuell für die jeweilige Ladung und den Zielhafen bestimmt.
Zitat:
„Bisher ist als Folge des Kriegsausbruchs nichts passiert“ – Ralf Oelßner, Versicherungschef Lufthansa.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo