Allianz Sach geht Kostenproblem an

Marktführer rechnet mit Wachstum von drei Prozent “ Gewinn wird 2003 sinken

Von Herbert Fromme, München Die Allianz Sachgruppe plant eine Reihe weitreichender Kostensenkungsprogramme. Das kündigte Reiner Hagemann an, Sachgruppenchef und Mitglied der Konzernleitung. Vor allem die Vertragsverwaltung und die Schadenbearbeitung sollen billiger werden. Von Personalabbau sprach Hagemann nicht. „Wir wollen die Kostenführerschaft“, sagte er gestern bei der Vorlage der Bilanz. Ein Versicherer müsse Geld im Kerngeschäft verdienen und dürfe nicht von den Kapitalmärkten abhängig sein, sonst könne er Probleme bekommen. „Für uns geht Ertrag vor Umsatz, wir streben profitables Wachstum an“, sagte er.

Das ist ein komplizierter Balanceakt: Einerseits will der Marktführer seine Position, die mit rund 18 Prozent nicht besonders dominierend ist, ausbauen. Andererseits soll das Geschäft mehr Gewinn bringen. Deshalb saniert die Gruppe, in der die Allianz ihre einheimischen Schaden-und Unfallversicherer zusammenfasst, seit mehreren Jahren ganze Geschäftszweige. Sie erhöht die Preise drastisch oder kündigt Verträge. Das führte in der Autoversicherung dazu, dass die Zahl der versicherten Fahrzeuge von 9,17 Millionen Ende 2001 binnen Jahresfrist auf 8,97 Millionen zurückgegangen ist.

2002 wies die Sachgruppe eine Kostenquote von 28,5 Prozent der Beiträge auf – Anfang der 90er Jahre waren es mehr als vier Punkte weniger. „Wir haben viel in Außendienst und Service investiert“, sagte Hagemann zur Begründung. Jetzt will er den Trend umkehren, sich aber nicht auf eine Zielgröße festlegen lassen. Nur so viel: „Andere Konzerngesellschaften der Allianz in Nachbarländern haben 25 Prozent.“

Für das Jahr 2003 rechnet Hagemann mit einem Wachstum von drei Prozent, deutlich über dem Markt. Für den schätzt der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft den Zuwachs auf nur 1,5 Prozent. Hagemann verweist auf einen Sonderfaktor: Der Generali-Konzern zieht sich aus der Deckung für den Volkswagen Versicherungsdienst zurück. Das Prämienvolumen von 50 Mio. Euro übernimmt die Allianz.

Das Jahresergebnis 2002 wird die Sachgruppe im laufenden Jahr nicht erreichen. Es war vor allem von Sonderfaktoren geprägt. Rund 2,2 Mrd. Euro flossen aus dem Verkauf von Beteiligungen in die Kasse, darunter die schon 2001 beschlossenen Veräußerungen von 0,4 Prozent an Mannesmann und 6,8 Prozent an der HypoVereinsbank.

Das eigentliche Versicherungsgeschäft wurde durch die Sommerfluten geprägt, die 806 Mio. Euro kosteten. Für Schäden und Kosten gab die Sachgruppe deshalb brutto 107,3 Prozent der Beitragseinnahmen in Höhe von 9,8 Mrd. Euro aus, im Vorjahr waren es 99,9 Prozent. Der Verlust von 344 Mio. Euro für eigene Rechnung, verglichen mit 144 Mio. Euro, wurde durch die hohen Kapitalerträge mehr als wettgemacht.

Wiederholen kann Hagemann das nicht so einfach. „Den Speck in der Speisekammer kann man nur einmal verfrühstücken“, sagte er. Dazu kommt, dass die Allianz Sachgruppe auch heftig unter der Aktienbaisse litt und 824 Mio. Euro für Abschreibungen und Verluste aus Aktienverkäufen verbuchen musste.

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Quelle: Financial Times Deutschland

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