Irak-Krieg hilft Terrorversicherer Extremus kaum

Spezialinstitut meldet verhaltene Geschäftsentwicklung

Von Herbert Fromme, Köln Trotz des Irak-Kriegs nimmt die Nachfrage nach Terrordeckungen nicht dramatisch zu. Bruno Gas, Vorstandsvorsitzender des staatlich unterstützten Spezialversicherers Extremus, erwartet keinen direkten Einfluss des Konflikts auf die Geschäftsentwicklung. „Aber die Spannungen, die den Terrorismus hervorrufen, werden weiter bestehen“, sagte Gas gestern in Köln.

Bisher ist die Nachfrage verhalten. Extremus hat 855 Verträge mit jährlichen Prämien von 104 Mio. Euro abgeschlossen. Die Spannbreite der Jahresprämien reicht zwar von 6250 Euro bis 8 Mio. Euro. Allerdings dominieren Großkonzerne: 60 Prozent des Geschäfts entfallen auf lediglich 15 Verträge. Für 2003 erwartet Gas einen Versicherungsbestand von 160 Mio. Eurobis 190 Mio. Euro Jahresprämie. Weil viele Verträge erst im Laufe des Jahres abgeschlossen werden, werden die Beitragseinnahmen mit 120 Mio. bis 140 Mio. Euro deutlich darunter liegen.

Nach dem Angriff auf das World Trade Center am 11. September 2001 hatten die Versicherer alle Schäden durch Terrorüberfälle über 25 Mio. Euro aus ihren Deckungen ausgeschlossen. Nach langwierigen Verhandlungen mit der Bundesregierung gründeten 16 deutsche Versicherer im September 2002 Extremus. Das Unternehmen versichert Feuer-und Betriebsunterbrechungsschäden nach Terrorangriffen bis 1,5 Mrd. Euro pro Konzern und Jahr.

Der Versicherer kann insgesamt bis 13 Mrd. Euro abdecken, gibt diese Risiken (und die Prämie) aber fast vollständig an andere Versicherer und den Staat weiter. Für Ansprüche bis 1,5 Mrd. Euro haften deutsche Versicherer. Belastungen zwischen 1,5 Mrd. Euro und 3 Mrd. Euro wurden im internationalen Rückversicherungsmarkt abgesichert. Sollten die Belastungen durch einen Terrorschaden noch höher sein, tritt die Bundesregierung mit bis zu 10 Mrd. Euro ein.

Ursprünglich hatte Extremus eine Beitragssumme von 300 Mio. Euro für das erste Jahr angestrebt und erklärt, unter 200 Mio. Euro sei das Unternehmen nicht lebensfähig. Inzwischen hätten die internationalen Rückversicherer die von Extremus zu zahlende Mindestprämie gesenkt, deshalb könne der Versicherer auch bei geringerem Umsatz weiter bestehen, sagte Gas. Während der Terror-Spezial-Versicherer SRIR in Luxemburg sein Geschäft aufgegeben habe, werde Extremus auf jeden Fall auch 2003 und 2004 präsent sein.

Bei den potenziellen Kunden entdeckt Gas ein Umdenken. „Ein Terrorüberfall ist für die meisten Unternehmen existenzbedrohend“, sagte er. Zum wachsenden Absatz trägt wohl auch bei, dass Extremus entgegen der ursprünglichen Absicht jetzt auch Maklerprovisionen zwischen drei und neun Prozent der Prämie zahlt.

Eine Sorge sind die Versicherer, die das Extremus-Risiko rückdecken, inzwischen los: Sie dürfen Überschüsse aus schadenfreien Jahren unversteuert in Rücklagen stellen, um sie bei Terrorkatastrophen auszahlen zu können.

Quelle: Financial Times Deutschland

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