Axa verschiebt Milliarden-Abschreibungen

Deutscher Zweig des französischen Versicherers hat stille Lasten von 2,1 Mrd. Euro “ Fortschritte im operativen Geschäft

Von Herbert Fromme, Köln Mit einem Wertverlust von 2,3 Mrd. Euro auf seine Kapitalanlagen, vor allem die Aktienbestände, muss der Kölner Axa-Konzern fertig werden. Das vergangene Jahr war „für die gesamte Branche das schwerste der Nachkriegszeit“, schreibt der Vorstand um den Konzernchef Claus-Michael Dill in einem Brief an die Aktionäre.

Der Versicherer, der zur Axa in Paris gehört, hat davon erst 208 Mio. Euro in der Jahresbilanz 2002 verdaut. Abschreibungen in Höhe von 2,1 Mrd. Euro wurden auf Grund des 2001 geänderten Paragraphen 341b des Handelsgesetzbuchs verschoben. Die Axa nennt steuerliche Gründe: Die Frage, ob Abschreibungen auf Aktienfonds des Anlagevermögens steuerlich abzugsfähig sind, sei derzeit ungeklärt. Nur durch die Nutzung von 341b habe man Nachteile für Kunden und Aktionäre vermeiden können. Wie immer die Diskussion zwischen Steuerbehörden und Versicherungsbranche ausgeht – die 2,1 Mrd. Euro werden die Bilanz 2003 der Axa kräftig belasten, wenn sich die Börsen bis Jahresende nicht deutlich erholen.

Zwar weist der Versicherer darauf hin, dass in anderen Kapitalanlagen stille Reserven von 2,8 Mrd. Euro schlummern. Dabei handelt es sich vor allem um ältere festverzinsliche Papiere, die das Unternehmen wegen der inzwischen gesunkenen Zinsen mit Gewinn verkaufen könnte. Aber Dill und seinen Kollegen ist klar, dass sie damit die Gewinne künftiger Jahre zum Stopfen des heutigen Aktienlochs in der Bilanz verwenden würden. Zu dem Problem passt, dass die Axa-Gesellschaften den Stresstest der Finanzaufsicht BaFin nicht bestanden haben.

Die Schwierigkeiten auf der Kapitalanlageseite überdecken die großen Fortschritte, die der Konzern im operativen Versicherungsgeschäft gemacht hat. Vor allem mit dem Trend in der Schaden-und Unfallgesellschaft Axa Versicherung kann die Gruppe zufrieden sein. Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich von 118,0 Prozent der Prämieneinnahmen auf 106,8 Prozent – trotz der Flut, die mit 92 Mio. Euro netto zu Buche schlug.

In der Lebensversicherung steigerte die Gruppe ihr Neugeschäft überdurchschnittlich um 10,6 Prozent auf 413 Mio. Euro laufenden Jahresbeitrag. Wichtigster Wachstumsbringer war erneut die private Krankenversicherung mit einem Zuwachs im Neugeschäft von 24,6 Prozent auf 100 Mio. Euro.

Das Konzernergebnis nach Steuern war mit 4 Mio. Euro (Vorjahr 73 Mio. Euro) gerade noch im Plus. Die Obergesellschaft Axa Konzern AG kam auf 22 (176) Mio. Euro. Die Dividende – 2001 waren es 128 Mio. Euro – steht noch nicht fest.

Zitat:

„Das schwerste Jahr der Nachkriegszeit“ – Axa-Chef Claus-Michael Dill

Bild(er):

Der Axa-Konzern in Paris muss mit rückläufiger Dividendenzahlung aus Köln rechnen – Action.

Quelle: Financial Times Deutschland

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