Hannover Rück kämpft um Top-Rating

Rückversicherer prüft Kapitalmaßnahmen, um hohe Bonität zu sichern “ 2002 operatives Rekordergebnis

Von Herbert Fromme, Hannover Die Hannover Rückversicherungs-AG bereitet die Stärkung ihrer Kapitalbasis vor. Ziel ist es, die hohe Bonitätsbewertung von „AA“ bei Standard & Poor’s und „A+“ bei A.M. Best zu halten. „Wir werden unser „AA“-Rating verteidigen und stehen Gewehr bei Fuß“, sagte Vorstandschef Wilhelm Zeller gestern bei Vorlage der Jahreszahlen. „Sollte es in Gefahr geraten, sind wir bereit zu handeln.“ Er hoffe, eine Kapitalerhöhung werde nicht nötig.

Deshalb prüft das Unternehmen Alternativen. Es könnte etwa Anleihen ausgeben, vermehrt Geschäft an andere Rückversicherer weiterreichen oder das kapitalbindende Geschäft verringern.

Zeller ist in einer schwierigen Situation: Als Rückversicherer ist die Hannover Rück in besonderem Maße auf gute Bonitätsbewertungen angewiesen. Sie sind maßgeblich für das Vertrauen der Kunden, der Erstversicherer. Schließlich besteht das Rück-Geschäft größtenteils darin, große und sehr lange laufende Risiken zu übernehmen. Die Hannover Rück, der fünftgrößte Rückversicherer der Welt, ist im Jahr 2002 stark gewachsen. Hält dieser Trend, müsste mehr Kapital her, um die Risiken zu unterlegen. Das jetzige Rating ist sehr gut – Weltmarktführer Münchener Rück steht mit „AA-“ schlechter da.

Eine Kapitalerhöhung will Zeller aber möglichst vermeiden. Mehrheitsaktionär mit 75 Prozent ist der Industrieversicherer HDI, der auch knapp bei Kasse ist. Eine Kapitalerhöhung sei „nicht sehr angenehm“, sagte Zeller. Das zeige ein entsprechender Schritt der Allianz: „Man muss sehr hohe Abschläge auf den Aktienkurs hinnehmen.“ Die Hannover Rück müsste beim heutigen Kurs von 20,60 Euro frische Aktien für 12 bis 14 Euro ausgeben, „das ist halb so hoch wie der Preis, den die Analysten für angemessen halten“.

Auch Zwangswandelanleihen, bei denen Geldgeber später in Aktien ausgezahlt werden, seien für das ausgebende Unternehmen wenig attraktiv, sagte er.

Die Kapitalknappheit erklärt, warum die Hannover Rück nur vorsichtig weiterexpandiert. „2003 wollen wir mehr Gewinn aus weniger Geschäft holen“, sagte Zeller. Unter anderem werden 500 Mio. Euro Prämie, die der HDI über die Tochter Hannover Rück bei anderen Rückversicherern platzierte, künftig direkt vom HDI vergeben. In Feldern, in denen die Preise schon wieder nachgeben, will die Hannover Rück ihr Engagement reduzieren.

Zeller erwartet 2003 Bruttoprämieneinnahmen von 12,7 Mrd. Euro, ein Plus von nur zwei Prozent und einen Gewinn von 280 Mio. Euro bis 310 Mio. Euro. Dabei gibt es gegenläufige Faktoren: Der Konzern schrieb schon im ersten Quartal rund 50 Mio. Euro auf Aktien ab, nach 164 Mio. Euro im gesamten Jahr 2002. Dagegen wirken sich die nach dem 11. September 2001 erhöhten Preise positiv aus.

Im operativen Geschäft erzielte die Hannover Rück 2002 „das beste Ergebnis seit unserem Bestehen“. Die Schaden-Kostenquote sank von 116,5 Prozent der Beitragseinnahmen auf 96,3 Prozent. Allerdings sorgten Abschreibungen und Verluste auf Aktien dafür, dass der ursprünglich anvisierte Gewinn von 300 Mio. Euro verfehlt wurde. Die Hannover Rück verdiente 267 Mio. Euro, nach 11 Mio. Euro im Jahr 2001, das durch den 11. September gezeichnet war. Aktionäre erhalten eine Dividende von 0,85 Euro, 2001 war die Ausschüttung ausgefallen.

Zitat:

„Sollte unser,AA‘-Rating in Gefahr sein, sind wir bereit zu handeln“ – Hannover-Rück-Chef Wilhelm Zeller

Bild(er):

Hannover-Rück-Chef Wilhelm Zeller ist entschlossen, für das gute Rating notfalls auch eine Kröte wie eine Kapitalerhöhung zu schlucken – Novum/Walter Schmidt.

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit