McKinsey erwartet „massive Konsolidierung“ bei Versicherern

Berater halten Branche aber für fundamental gesund

Von Herbert Fromme, Frankfurt Die deutschen Lebensversicherer sind in der „finanziell schwierigsten Situation seit Bestehen der Bundesrepublik“. Es werde unter den mehr als 160 Unternehmen zu einer „massiven Konsolidierung“ kommen, sagte Oliver Bäte vom Beratungsunternehmen McKinsey vor Journalisten in Frankfurt.

Die Konsolidierung wird „geräuscharm“ vor sich gehen, erwartet Bäte. Die Hauptmethode: „Kapitalstarke Unternehmen werden überproportional wachsen.“ 2002 haben die fünf größten Lebensversicherer schon einen Marktanteil von 55 Prozent erreicht, sechs Punkte mehr als 2000. Bei der Riester-Rente liegt der Anteil der fünf größten Anbieter bei 80 Prozent, bei der betrieblichen Altersversorgung bei 60 Prozent.

Trotzdem müssen sich Kunden keine Sorgen über die Sicherheit der Unternehmen machen, glaubt er. „Der Branche geht es im Schnitt viel besser als man erwarten würde.“

Bäte warf den Lebensversicherern vor, nur prozyklisch in Aktien investiert zu haben – mit dem steilen Anstieg des Dax in der zweiten Hälfte der 90er Jahre schossen auch die Aktienanlagen der Assekuranz nach oben. „Nach Ende der Hochphase an der Börse konnten sie sich nicht rechtzeitig von ihren Positionen trennen“, sagte Bäte. „Die Versicherer sind wie ein Surfer auf der Aktienwelle geritten und haben nicht gemerkt, dass sie schon auf dem Strand sitzen.“ Er schätzt den Wertverlust, den sie auf ihre Aktien allein im Jahr 2002 hinnehmen mussten, auf rund 40 bis 50 Mrd. Euro. Trotzdem sei die finanzielle Stärke der Gesellschaften im Durchschnitt ausreichend. Dafür sorgten stille Reserven, vor allem durch Anleihen, und die mögliche Nutzung von Puffern wie die nicht gebundenen Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen und Schlussgewinnanteile. Mit der Situation in Japan, wo sieben Lebensversicherer Konkurs gingen, sei die Lage überhaupt nicht vergleichbar.

Trotzdem gebe es bei etwa 20 der Top 50 großen Handlungsbedarf. „Abwarten ist dabei eine schlechte Strategie“, sagte er. Auch das Abwälzen des Risikos auf die Kunden sei wenig Erfolg versprechend – es führe zu reduziertem Wachstum und gefährde mittelfristig den Steuervorteil.

Stephan Binder von McKinsey verlangte von den Lebensversicherern, ein neues Verständnis der eingegangenen Risiken zu entwickeln und ihre Anlagestrategie danach zu gestalten. „Dazu gehört auch der Aufbau von entsprechenden Managementfähigkeiten“, sagte er. Außerdem seien Kostensenkungsprogramme nötig.

Quelle: Financial Times Deutschland

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