Hans-Jürgen Schinzler
Analystenkonferenzen waren ihm ein Gräuel. Hans-Jürgen Schinzler, der jetzt ausscheidende Chef der Münchener Rück, sah nicht ein, warum er sich zum komplizierten Geschäft seiner Gruppe vor Leuten rechtfertigen sollte, die das ganze nur von außen betrachteten.
Doch der 62-Jährige erledigte auch diese Aufgabe diszipliniert und ruhig – wie alles in seiner Karriere bei der Münchener Rück. Der promovierte Jurist arbeitet seit 1969 bei dem Unternehmen, 1981 rückte er in den Vorstand auf, 1993 schließlich wurde er Nachfolger des legendären Konzernpatriarchen Horst Jannott.
Schinzlers ruhiger Stil war ganz anders als der des manchmal polternden Jannott – aber kaum weniger effektiv. Er verschlankte den Rückversicherer umfassend, sorgte dafür, dass er seine führende Position im Weltmarkt behielt und arrangierte 1996 geschickt die Schaffung des zweitgrößten deutschen Erstversicherungskonzerns, der Ergo, unter Kontrolle der Münchener Rück – zu minimalen Kosten für den Münchner Konzern.
Schinzler ist aber auch verantwortlich für die großen Probleme, denen sich die Gruppe heute gegenübersieht. Der Kauf der American Re 1996 gilt inzwischen als überteuert. Die hohe Aktienquote ihrer Kapitalanlagen stieß zuletzt auf Kritik. Ob die Verbändelung mit der HypoVereinsbank langfristig tatsächlich genutzt hat, muss sich erst noch zeigen.
Schinzler hatte seit langem den Rückzug für diesen Lebensabschnitt geplant. Er weiß, dass ein neuer Mann die nötigen Aufräumarbeiten wohl überzeugender und schneller erledigt. Bis von Bomhard das exzellente Ansehen Hans-Jürgen Schinzlers in der Assekuranz erreicht, wird allerdings mit Sicherheit deutlich mehr Zeit vergehen.
Herbert Fromme .
Quelle: Financial Times Deutschland
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