Fonds strafen scheidenden Allianz-Chef Schulte-Noelle ab

DWS und SEB stimmen gegen Wechsel in Aufsichtsrat “ Widerstand gegen Wahlautomatismus wächst

Von Herbert Fromme, München, Sven Clausen und Ina Bauer, Frankfurt Die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, DWS, hat gestern auf der Hauptversammlung der Allianz gegen die Wahl des bisherigen Vorstandschefs Henning Schulte-Noelle zum Aufsichtsratsvorsitzenden gestimmt. „Es kann nicht mehr gängige Praxis sein, wenn Vorstandsmitglieder aus Alters-oder anderen Gründen zurücktreten, dass sie sich dann quasi automatisch wählen lassen“, sagte DWS-Geschäftsführer Klaus Kaldemorgen. Auch Thomas Körfgen von der SEB Invest stimmte gegen Schulte-Noelle. Der langjährige Chef erhielt nur 93,16 Prozent der Stimmen. Üblich sind Voten von mehr als 99 Prozent. DWS hält 2,8 Prozent des Grundkapitals der Allianz, SEB Invest 0,2 Prozent.

Damit stößt der Widerstand gegen die Wahlautomatismen bei Großkonzernen in eine neue Dimension vor. Bislang hatten dagegen nur vereinzelte Kleinanleger protestiert. Vor allem in den USA und Großbritannien nutzen Fondsgesellschaften ihre zum Teil beträchtlichen Aktienpakete, um starken Einfluss auszuüben. In Kontinentaleuropa halten sie sich dagegen bislang eher zurück.

Durch den Widerstand ihrer Großaktionäre erhöht sich der Druck auf Aktiengesellschaften, ihre Regeln zur Unternehmensführung, der so genannten Corporate Governance, zu überprüfen. „Corporate Governance ist für uns ein wichtiges Thema, da werden wir uns weiter verstärkt einmischen“, sagte Henning Gebhardt, Leiter der deutschen Aktien bei der DWS. Das Thema hat in den vergangenen Monaten an Brisanz gewonnen: Die Chefs der drei großen Münchner Finanzkonzerne Allianz, Münchener Rück und HypoVereinsbank (HVB) haben jüngst alle ihren Posten geräumt, nachdem sie schlechte Zahlen vorgelegt hatten und der Aktienkurs abgestürzt war. Dennoch streben alle den Aufsichtsratsvorsitz an. Die Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks-und Raiffeisenbanken, will auf der Hauptversammlung der HVB am 14. Mai gegen die Wahl des Ex-Chefs Albrecht Schmidt in das Gremium stimmen.

Die Allianz hatte 2002 mit einem Verlust von 1,2 Mrd.Euro im Jahr 2002 das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Gestern löste Michael Diekmann Schulte-Noelle an der Konzernspitze ab.

Weiterer Bericht

Seite 21

www.ftd.de/allianz .

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit