Deutscher Ring hat noch viele Baustellen Versicherer erst am Anfang der Krisenbewältigung

Deutscher Ring hat noch viele Baustellen Versicherer erst am Anfang der Krisenbewältigung · Keine Dividende für Mutter Baloise.

Von Herbert Fromme, Hamburg Trotz der Börsenkrise kommt der Deutsche Ring – vor wenigen Jahren noch einer der schwächsten Versicherer – nach Einschätzung von Vorstandschef Wolfgang Fauter bei der Sanierung voran. „Wir können mit den Folgen der Kapitalmarktsituation nicht zufrieden sein, haben uns aber rechtzeitig auf die Situation eingestellt“, sagte der seit Ende 1998 amtierende Konzernchef gestern. Ein Gewinn für die Mutter Basler/Baloise in der Schweiz für 2002 ist dennoch nicht drin.

Fauter ist stolz, dass der Deutsche Ring schon 2002 die meisten der durch die Aktienbaisse nötig gewordenen Abschreibungen vorgenommen hat. Das kostete zwar 214 Mio. Euro – aber so sorgte Fauter immerhin dafür, dass die Gruppe mit 85 Mio. Euro aufgeschobener Abschreibungen vergleichsweise geringe stille Lasten vor sich herschiebt.

Dass die Deutsche Ring Leben den Stresstest der Finanzaufsicht BaFin nicht geschafft hat, hält er für ein kleines Problem. „Wir haben 50 Prozent unserer Aktien gegen Kursverluste abgesichert, das wird im Stresstest nicht berücksichtigt.“ Beim Stresstest prüft die BaFin, wie ein Unternehmen auf einen simulierten weiteren Verfall der Märkte reagiert.

Der Deutsche Ring hat auch sonst viele Baustellen. Vor allem der private Krankenversicherer leidet an den Folgen des früheren Missmanagements, dem überalterten Bestand. „Unsere Kunden sind im Schnitt 47 Jahre alt, für die Branche liegt der Wert bei knapp über 40 Jahren“, sagte Vorstand Marlies Hirschberg-Tafel.

Seit Jahren verliert das Unternehmen an Boden in der Hauptdisziplin Krankenvollversicherung. Mehr Kunden starben oder kündigten, als neu geworben wurden. Ende 2002 hatten noch 93 000 (2001: 95 700) Kunden eine Vollversicherung beim Ring. Ende 1999 waren es noch 102 300.

Seit 2002 versuchen Fauter und Hirschberg-Tafel gegenzusteuern. Der Krankenversicherer wurde neu positioniert und wendet sich jetzt mit neuen Tarifen vor allem an kostenbewusste Arbeitnehmer und Selbstständige. „Wir haben eine neue Beratungssoftware installiert und einen Hausarzttarif eingeführt“, sagte Fauter. 2002 stieg das Neugeschäft um 5,2 Prozent – respektabel, aber nicht genug, um das Ausbluten des Bestandes zu stoppen.

Im ersten Quartal 2003 zog das Neugeschäft aber um 166 Prozent an. „Unsere Änderungen im vergangenen Jahr greifen. Viele der schon 2002 verkauften Verträge wurden erst zum 1. Januar wirksam, zeigen sich also erst jetzt in der Statistik“, sagte Hirschberg-Tafel. Billig ist diese Expansion nicht: Die Abschlusskosten zogen von 6,7 auf 9,1 Prozent der Beitragseinnahmen an, die Verwaltungskosten gingen dagegen um einen Punkt auf 4,7 Prozent zurück.

Auch in der Lebensversicherung lief nicht alles glatt. Zwar nahm die Beitragssumme des Neugeschäfts um 3,2 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro zu. Allerdings stieg die Stornoquote von 7,3 auf 7,8 Prozent des laufenden Beitrags – das ist weit über dem Marktdurchschnitt. Fauter begründete das mit dem wirtschaftlichen Umfeld. Schwächen bei den Vertriebstöchtern OVB und Zeus sieht er nicht.

Dabei rügen Verbraucherschützer gerade Zeus wegen brachialer Verkaufsmethoden. Die OVB bringt 27 Prozent des Geschäfts, Zeus 17 Prozent, eigene Vertreter 40 Prozent, der Rest kommt von Maklern und Spezialvertrieben: Seit kurzem werden die Policen auch über den Bertelsmann Buchclub verkauft.

Für die Schaden-und Unfallversicherung war 2002 das erste Jahr ohne Auto-und Gewerbegeschäft. Das hatte der Deutsche Ring am 1. April an die Basler Direktion für Deutschland abgegeben. Die Wirkung auf das Ergebnis war dramatisch: Die Schadenquote verbesserte sich von 63,6 Prozent der Beiträge auf 55,3 Prozent, die Schaden-und Kostenquote von 108,9 auf 98,8 Prozent.

Zitat:

„Unsere Änderungen im vergangenen Jahr greifen jetzt“ – Marlies Hirschberg-Tafel.

Quelle: Financial Times Deutschland

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