MLP brechen Provisionseinkünfte weg

Finanzdienstleister bilanziert nach Fälschungsvorwürfen zurückhaltender · Probleme im Leben-Geschäft

Von Herbert Fromme, Köln Der Finanzdienstleister MLP hat im ersten Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang erlitten. Das Ergebnis nach Steuern brach von 15,0 Mio. Euro auf 5,1 Mio. Euro ein. Das war weitgehend erwartet worden und ist teilweise Ergebnis einer weniger aggressiven Bilanzierungspraxis. Dazu musste sich die Gruppe im Februar nach Vorwürfen der Bilanzfälschung durchringen. Früher hatte MLP Gewinne, die in der Zukunft anfallen, von Rückversicherern vorfinanzieren lassen. Diese Praxis hat der Konzern jetzt beendet.

Konzernchef Bernhard Termühlen zeigte sich optimistisch: Bei der Kundengewinnung habe es eine Trendumkehr gegeben. MLP meldete für Ende März 518 000 Kunden, 13 000 mehr als Ende des Jahres 2002 und 41 000 mehr als zwölf Monate zuvor.

Termühlens Optimismus scheint allerdings verfrüht. Denn die Zahlen lassen darauf schließen, dass die neuen Kunden offenbar weniger Verträge bei MLP-Vertretern kaufen. Statt 72,8 Mio. Euro Provision im ersten Quartal 2002 nahm MLP im gleichen Zeitraum des laufenden Jahrs nur 64,1 Mio. Euro ein.

Das ist zum Teil auf politische Faktoren zurückzuführen, etwa die höhere Versicherungspflichtgrenze in der Krankenversicherung. Seit Jahresanfang dürfen sich Angestellte nur privat versichern, wenn ihr Monatseinkommen über 3825 Euro liegt. Vorher waren es 3375 Euro. Die Provisionseinnahmen in der privaten Krankenversicherung brachen bei MLP um 20 Prozent von 20,8 Mio. Euro auf 15,3 Mio. Euro ein.

Auch der Verkauf von Lebensversicherungen läuft bei MLP nicht rund. Hier gingen die Provisionseinnahmen von 31,6 Mio. Euro auf 29,2 Mio. Euro zurück. Das ist in der momentanen Marktlage überraschend: Fast alle Anbieter von Lebenspolicen melden hohes Wachstum im Neugeschäft. Entweder vertreibe MLP die falschen Produkte oder habe Probleme mit der Motivierung seiner Vertreter, heißt es in der Branche.

Deutlich gestiegen sind dagegen die Versicherungsbeiträge an den konzerneigenen Versicherer MLP Leben, die mit 112,9 Mio. Euro um 20 Prozent über dem Vorjahresquartal lagen. Zu einem großen Teil – MLP wollte den Prozentsatz nicht nennen – ist das der automatischen Anpassung vieler Verträge geschuldet, die per Klausel an Bemessungsgrenzen der Rentenversicherung gekoppelt sind.

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MLP-Chef Bernhard Termühlen glaubt, dass sein Unternehmen die Krise überstanden hat – Fotocredit.

Quelle: Financial Times Deutschland

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