Nach Investitionsfehlern zurück zum Kerngeschäft

Versicherer besinnen sich wieder auf Risikoabdeckung

Von Herbert Fromme Die deutschen Versicherungen haben die schwerste Krise der Nachkriegszeit noch nicht überwunden. Nach den Erschütterungen des vergangenen Jahres ziehen sie weitreichende Konsequenzen: Sie besinnen sich wieder auf ihr Kerngeschäft, nämlich die Übernahme von Risiken. Gescheitert ist der Versuch, aus Versicherungsunternehmen Vermögensverwalter und Altersvorsorgespezialisten mit kleiner Versicherungsabteilung zu machen.

„Sachversicherung ist wieder in“, sagt Dankwart von Schultzendorff, Chef des größten deutschen Maklers Aon Jauch & Hübener. Bernd Michaels, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, erinnert seine Kollegen daran, dass die großen Gewinne der letzten Jahrzehnte aus der Schaden-und Unfallversicherung stammten – aus der Abdeckung von Auto-, Haus-und Verletzungsrisiken.

In den Zeiten des Börsenbooms hatten die Versicherungen ihre Möglichkeiten ganz anders eingeschätzt. Aktienanlagen versprachen ungeheure Gewinne, Politiker unterstützten einen größeren Privatanteil beim Sparen fürs Alter, und die Versicherungen selbst verstärkten ihren Vertrieb. All dies sorgte für einen Boom der Lebensversicherung. Das Heil der Branche schien in der Altersvorsorge zu liegen – Lebensversicherungen, Privatrenten, Riester-Rente, betriebliche Altersversorgung. Versicherungen trimmten ganze Vertriebstruppen auf die neue Linie und führten neue Provisionssysteme ein, als Ansporn. Um den Verkauf von Lebenspolicen zu fördern, ließen sie sich sogar auf teure Übernahmen ein. Die Allianz etwa gab 2001 satte 24 Mrd. Euro für die Dresdner Bank aus. Der damalige Vorstandschef Henning Schulte-Noelle begründete das ausschließlich damit, dass die Bank für den bevorstehenden Boom der privaten Altersvorsorge einen geeigneten Vertriebskanal biete. Der Nutzen der Kooperation ist bislang mäßig.

Der Aktiencrash setzte diesem Trend ein Ende. Mehr als 100 Mrd. Euro verloren die Lebensversicherer durch Kursverluste. Zu mehr als 90 Prozent gehörte das Geld ihren Kunden. Davon sind rund 20 Mrd. Euro noch nicht bilanziell verdaut. Einzelne Unternehmen wie die Familienfürsorge oder die Mannheimer haben ihre Existenz buchstäblich an der Börse verspielt.

Die meisten Versicherer überleben die Krise dank ihrer guten Rücklagen. Aber den Vorständen wird bewusst, dass die Jahre vorbei sind, in denen solche stillen Reserven fast automatisch aufliefen.

Jetzt besinnen sich die Manager auf ihr gewinnträchtigeres Kerngeschäft. Der Generationswechsel in großen Unternehmen unterstützt diese Entwicklung. Der neue Allianz-Chef Michael Diekmann ist wie der künftige Vorstandsvorsitzende der Münchener Rück, Nikolaus von Bomhard, ein Versicherer – und nicht etwa Vermögensverwalter oder Investment-Banker.

Zitat:

„Die Gewinne kamen aus der Schaden-und Unfallversicherung“ – Bernd Michaels, GDV-Präsident.

Quelle: Financial Times Deutschland

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