Münchener Rück soll ihr Kapital erneut erhöhen

Forderung der Rating-Agentur Standard & Poor’s

Von Herbert Fromme, Köln Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück muss möglicherweise noch in diesem Jahr eine massive Kapitalerhöhung vornehmen. Das verlangt die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P). „Standard & Poor’s erwartet Verbesserungen der Bilanzsituation, einschließlich weiterer substanzieller Kapitalmaßnahmen“, heißt es in einer Stellungnahme zu den Quartalszahlen, die S&P in London veröffentlichte.

Mit der Forderung nach weiteren Kapitalmaßnahmen widerspricht S&P dem designierten Vorstandschef Nikolaus von Bomhard. Er hatte Mitte Mai in einem Interview mit Reuters erklärt, nach den im März begebenen Anleihen über 3,44 Mrd. Euro gebe es für eine Kapitalerhöhung auf absehbare Zeit keine Notwendigkeit. „Wir planen derzeit keine Kapitalerhöhung“, bestätigte ein Sprecher gestern. Nach den eigenen Berechnungen für das erforderliche Risikokapital sei man gut aufgestellt. Die steigenden Börsenkurse wirkten sich positiv aus. Das Kapitalbedarfsmodell von S&P passe nicht für alle Rückversicherer gleich gut.

Wenn die Münchener Rück den S&P-Forderungen nicht folgt, riskiert sie allerdings eine weitere folgenschwere Absenkung ihrer Bewertung, die sie sich kaum leisten kann. Der Weltmarktführer wird mit „AA-“ und negativem Ausblick bewertet – eine Position schlechter als Rivale Swiss Re, den S&P auf „AA+“ sieht. Der drittgrößte Rückversicherer, die Berkshire Hathaway/General Re-Gruppe, hat als Einziger im Markt sogar noch die Bestnote „AAA“.

Bei Rückversicherern ist ein gutes Rating entscheidend für den Geschäftserfolg. Ihre Kunden – die Erstversicherer – schließen mit ihnen oft langlaufende Verträge mit hohen Risikoübernahmen ab. Zweifel an der finanziellen Solidität eines Rückversicherers, der für Schäden in fünf oder zehn Jahren aufkommen soll, sind für ihn tödlich.

Die Münchener Rück musste im vergangenen Jahr 5,7 Mrd. Euro auf Aktien abschreiben. Nur auf Grund hoher außerordentlicher Gewinne aus dem Beteiligungstausch mit der Allianz konnte sie einen Gewinn von 1,1 Mrd. Euro vorweisen. Vor allem die weitreichenden Beteiligungen im deutschen Retail-Bankensektor bei HypoVereinsbank, Commerzbank und – via Allianz – bei der Dresdner Bank stießen in den letzten Monaten bei Analysten und Rating-Agenturen auf heftige Kritik.

Quelle: Financial Times Deutschland

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