Mannheimer steht vor Zerschlagung

Anleger wetten auf Fortbestand · Aktienkurs explodiert · BaFin will Insolvenz verhindern

Von Herbert Fromme, Köln Die Aktie der Mannheimer Holding, deren Lebensversicherer zusammengebrochen ist, legte gestern um 91,5 Prozent auf 5,40 Euro zu. Investoren hoffen offenbar auf das Überleben der Mannheimer-Gruppe. Branchenkreise erwarten aber, dass die Mannheimer sehr bald ihren Schaden-und Unfallversicherer und andere Töchter verkaufen wird.

„Es ist ausgeschlossen, dass die Mannheimer als Konzern einfach so weitermacht“, sagte ein Versicherungsmanager, der den Fall gut kennt, der FTD. Auch könnten die Aktionäre auf lange Zeit nicht mit Dividenden rechnen. „Die Mannheimer muss erst ihre Schulden bei Protektor bezahlen.“ Der wahrscheinlichste Weg sei der Verkauf der Mannheimer Versicherung und der Töchter.

Am Sonntagabend hatte das Unternehmen den Abschluss einer „rechts-und insolvenzsicheren Vereinbarung“ mit der von der Branche gegründeten Auffanggesellschaft Protektor bekannt gegeben.

Die Mannheimer Leben übergibt alle Verträge und die dazugehörigen Kapitalanlagen an Protektor. Die Unterdeckung von rund 250 Mio. Euro, die aus schief gegangenen Börsenspekulationen stammt, wird die Mannheimer Holding „im Laufe der Zeit“ an Protektor zurückzahlen. Sie muss für Verluste ihrer Tochter aufkommen.

Effektiv gibt die gesamte deutsche Versicherungsbranche, die Protektor trägt, der Mannheimer Holding ein Darlehen, um die Pleite zu vermeiden. Damit kann die Mannheimer-Gruppe jedenfalls vorerst weiterarbeiten. Das gilt für die Mannheimer Versicherung, die Mannheimer Kranken und für den kleinen Internet-Lebensversicherer Mamax, den die Mannheimer sehr rasch auch für andere Vertriebskanäle fit machen könnte – dann wäre der Konzern nach dem Zusammenbruch seines größeren Lebensversicherers fast so aufgestellt wie vorher.

„Das werden BaFin und Branche verhindern“, sagte der Manager. Kurzfristig nehmen die Aufsicht und die Versicherer diese Möglichkeit aber in Kauf – sie wollen die Insolvenz der Holding und der Mannheimer Leben um jeden Preis verhindern. „Der ganze Komplex Übertragung an Protektor ist rechtliches Neuland“, sagte ein der Versicherungsmanager. „Insolvenz-und Aufsichtsrecht konkurrieren miteinander.“ Fraglich sei, ob ein insolventer Lebensversicherer seine Verträge überhaupt an Protektor übertragen dürfe. Dazu kommt: Auch die anderen Konzerngesellschaften wären mit hoher Wahrscheinlichkeit zahlungsunfähig geworden, darunter auch der private Krankenversicherer. Auch das wollen Branche und BaFin um jeden Preis verhindern.

Zitat:

„Der ganze Komplex ist rechtliches Neuland“ – Versicherungsmanager

weiterer Bericht Seite 29.

Quelle: Financial Times Deutschland

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