Industrie fürchtet Dominanzvon Allianz und HDI
Von Herbert Fromme, Köln Mehrere deutsche Großkonzerne haben sich zur Rettung des zur angeschlagenen Gerling-Gruppe gehörenden Industrieversicherers Gerling-Konzern Allgemeine (GKA) entschlossen. Dazu gehören nach Informationen der FTD die Chemie-und Pharmakonzerne Bayer, BASF und Schering, die Lufthansa, die Lebensmittel-und Schifffahrtsgruppe Oetker sowie die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim. Die Firmen wollen bis heute Abend Zusagen über zusammen mindestens 50 Mio. Euro abgeben, die in die GKA fließen sollen.
Mit der Rettung des zweitgrößten Industrieversicherers verfolgen die Industriekonzerne zwei Ziele: Sie fürchten ein Duopol von Allianz und HDI, Nummer eins und drei im Markt. Viele haben außerdem schon lange Geschäftsbeziehungen mit Gerling und entsprechende Haftpflicht-Deckungen. Würde Gerling insolvent, könnte der Versicherer zum Beispiel kaum für Pharma-Schäden aufkommen.
Aussicht auf besseres Rating
Die Industriekonzerne erhalten für ihr Engagement Aktien der GKA mit einer Garantiedividende. Als Sicherheit verpfändet Gerling Anteile an seiner Lebensversicherung (GKL).
Der Rettungsplan erreicht Gerling rechtzeitig, bevor heute eine von der Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) gesetzte Frist ausläuft. Nur wenn „bindende Verpflichtungen über eine substanzielle Summe“ vorliegen, will S&P die Beurteilung der GKA von jetzt „BB+“ auf „BBB-“ erhöhen.
Diese Verbesserung ist lebenswichtig für die Gesellschaft. Bei Industrie-und Rückversicherern entscheidet das Rating über die Kunden. Kein Finanzvorstand eines Industriekonzerns kann das Risiko eingehen, einen großen Versicherungsvertrag bei einer Gesellschaft zu platzieren, die schlechter als „BBB“, der so genannte Investment-Grade, eingeschätzt wird. Möglicherweise kann der Versicherer im Schadenfall nicht zahlen. Ohne „BBB“ hätte die GKA in den Verhandlungen über die Versicherungsverträge für 2004 kaum eine Chance.
Suche nach weiteren Investoren
Die GKA hofft, bis Ende September weitere Investoren aus der Industrie zu finden. Insgesamt sollen 120 Mio. Euro bis 150 Mio. Euro zusammenkommen. Dann hofft das Unternehmen auf ein „A“-Rating. Weitere Voraussetzung dafür ist nach S&P-Angaben, dass die Gerling-Gruppe den Verkauf des in Abwicklung befindlichen Rückversicherers Gerling Globale Rück an den Manager Achim Kann vollzieht. Die Genehmigung der Aufsichtsbehörden in London und New York steht noch aus.
Gerling verhandelt mit weiteren Investoren, unter anderem der Credit Suisse. Die Großbank will sich nur dann mit 9,9 Prozent an der GKA beteiligen, wenn sie in die profitable Abwicklung des Rückversicherers einsteigen kann.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo