Auch der Anbieter HDI steht in Verdacht illegaler Preisabsprache · Beschuldigte akzeptieren Bußgelder
Von Herbert Fromme, Hannover, Katrin Berkenkopf, Köln, Birgit Jennen, Brüssel Die Krise in der Assekuranz um illegale Preisabsprachen in der Industrieversicherung weitet sich aus. Der drittgrößte Marktteilnehmer HDI (Haftpflichtverband der Deutschen Industrie) hatte noch am Montag erklärt, er sei von den Ermittlungen des Bundeskartellamts nicht betroffen. Gestern widersprach die Behörde – auch dem HDI wirft sie unrechtmäßige Preisabsprachen vor. HDI-Chef Wolf-Dieter Baumgartl wurde von der Nachricht während der Bilanzpressekonferenz überrascht. Es gebe viele Absprachen unter Versicherern, die aber nicht kartellrechtlich relevant seien, sagte Baumgartl. „Jedes Mitversicherungskonsortium beruht auf Absprachen.“ Große Industrierisiken werden oft von 20 oder mehr Versicherern gedeckt.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft versuchte mutig ein Dementi. „Ich kann Preisabsprachen ausschließen“, sagte ein Sprecher. Gleichzeitig ließen Assekuranzmanager durchblicken, dass ihnen der Ernst der Lage langsam bewusst wird: Mehr als die Bußgelder fürchten sie die jetzt beginnende öffentliche Auseinandersetzung. „Die meisten werden wohl ohne Aufhebens zahlen, wenn das Kartellamt Bußgelder verhängt“, sagte der Vorstand einer betroffenen Gesellschaft. Den Unternehmen drohen Strafen in dreistelliger Millionenhöhe. Außerdem könnten betroffene Kunden auf Schadensersatz klagen.
Das Kartellamt bestätigte gestern einen Bericht der FTD, dass es bei seinen einjährigen Ermittlungen fündig geworden ist. „Die Auswertung der Beweismittel hat den Verdacht der Kartellabsprache beziehungsweise des abgestimmten Verhaltens erhärtet.“ So genannte Beschuldigungsbriefe wurden an Allianz, AMB Generali, Axa, Gerling, Gothaer, HDI und Victoria versandt. Weitere Briefe an andere Versicherer könnten folgen, so eine Sprecherin. Die Behörde hatte im Juli 2002 Büros von neun Unternehmen durchsucht.
Die Allianz wies den Vorwurf zurück, Drahtzieher gewesen zu sein. Verstöße gegen das Kartellrecht habe es möglicherweise „unbewusst und in Randbereichen“ gegeben, sagte ein Sprecher. EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti will sich nicht in die Kartellprüfung einschalten. Die Untersuchung, so heißt es in Montis Behörde, fällt allein in die Kompetenz der Bonner Beamten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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